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BLOG vom: 11.07.2025

Tausendguldenkraut heilsam und geschützt

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim

 


Tausendguldenkraut (Foto Elisabeth Faber)
 

Als ich vor einigen Tagen eine wunderbare Aufnahme vom Tausendguldenkraut von der Hobbyfotografin und Bloggerin Elisabeth Faber erhielt, kamen mir eigene Beobachtungen mit dieser Pflanze in den Sinn. Nur zweimal in meinem Wanderleben habe ich die bitterstoffhaltige Pflanze entdeckt. Das war anlässlich einer Wanderung bei Holzen (Landkreis Lörrach) der Fall. Während dieser Tour sah ich Kratzdisteln, Aronstabgewächse, Staudenknöterich, Kletten, Glockenblumen, eine weisse Krabbenspinne auf einer Blüte und eine Ansammlung von Pflanzen des Tausendguldenkrauts (Centaurium erythrea).

 


Tausendguldenkraut (Foto Elisabeth Faber)
 

Streng geschützt
Frau Dr. med. univ. Petra Orina Zizenbacher erwähnt in ihrem Buch „Heilpflanzen – Apotheke aus Feld und Flur“ (Freya Verlag) das streng geschützte Heilkraut. Sie weist darauf hin, dass die Pflanze bei uns selten zu finden ist. „Mehr und mehr verschwindet dieses wunderbare Kraut. Die wildwachsenden Pflanzen sollten in Ruhe aussamen können, um sich wieder zu vermehren. Im Handel sind hauptsächlich importierte Pflanzen zu bekommen. So gut das Tausendguldenkraut auch wirkt, im Sinne des Artenschutzes ist es besser, auf andere Heilpflanzen zurückzugreifen“, schreibt sie in ihrem wunderbaren Buch.

Sie verschreibt die Pflanze heute eher selten, wie sie mir mitteilte. „Jedoch ist die Pflanze so schön, dass schon das Betrachten des Wunderwerkes heilsam ist.“

Gemäss Bundesartenchutzgesetzes von Deutschland steht die Pflanze unter Naturschutz bzw. Artenschutz. Wildwachsende Vorkommen dürfen deshalb nicht gepflückt oder beschädigt werden.

Wirksam bei Magenbeschwerden
Früher wurde das Kraut bei Appetitlosigkeit und Magenbeschwerden verwendet. Magen-Darm-Mittel, Galle- und Nierenmedikamente enthalten eventuell noch das Tausendguldenkraut. Empfohlen werden Tees und Tinkturen einzeln oder in Kombination mit Enzian, Wermut, Brennnesseln, Melisse und Pfefferminze.

Gegenanzeigen: Magen- und Darmgeschwüre.

Interessante Volksnamen
Andere Bezeichnungen sind diese: Tausendgüldenkraut, Hundert Magenkraut, Muttergotteschrut (St. Gallen), Aurinken, Gottesgnadenkraut, Unpfennigkraut, Laurinkraut,  Sanktorinkraut, Gallkraut, Hundsbisskraut, Allerweltsheil, Apothekerblum, Tollhundskraut, Unser Lieben Frau Wegstroh.

Der Name Tausendguldenkraut kam folgendermassen zustande: Unsere Vorfahren waren von der Heilwirkung bei Magenbeschwerden so überzeugt, dass sie der Auffassung waren, es sei „tausend Gulden“ wert.

Früher gab es 50 Arten, heute nur noch 20 Arten, die besonders im Mittelmeerraum vorkommen. In Mitteleuropa sind drei Arten verbreitet, so das Echte Tausendguldenkraut, das Kopfige Tausendguldenkraut und das Strand Tausendguldenkraut.

Auch Liebesorakel für die Mitgift
Tausendguldenkraut war früher Bestandteil von Kräuterbüscheln. In Vörstetten (Baden) fand die Pflanze als „Liebesorakel für die Mitgift“ Verwendung. Aus dem Kanton Aargau stammt folgender Brauch: Sah ein Reiter ein Tausendguldenkraut, stieg er vom Pferd und pflückte die Pflanze. Kam ihm ein junges Mädchen oder eine Frau entgegen, mussten diese die Pflanze in der Hand des Reiters küssen (s. Bücher von Heinrich Marzell).

 

Literatur
Scholz, Heinz und Frank Hiepe: „Arnika und Frauenwohl“, Ipa-Verlag, Mühlacker/Mühlhausen, 2. Auflage 2013.
Zizenbacher, Petra Orina: „Heilpflanzen – Apotheke aus Feld und Flur“, Freya Verlag, Unterweitersdorf (Österreich), 1. Auflage 2003.
Marzell, Heinrich: „Die heimische Pflanzenwelt im Volksbrauch und Volksaberglauben“ (1922) und „Geschichte und Volksbräuche der deutschen Heilpflanze0n.“  (1938).

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