Textatelier
BLOG vom: 2025-09-08

„Russischer Bär“ verirrte sich in einer Wohnung

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

 


Russischer Bär
 

Einen ungewöhnlichen Besucher erlebten wir in unserer Wohnung. Er flog durch die geöffnete Balkontür. Der nicht angemeldete Gast war ein „Russischer Bär“, der wohl vom Licht angelockt wurde. Einige Wochen zuvor tauchte noch ein anderer Besucher auf. Dieser hatte große Augen. „Es ist bemerkenswert, wenn man der Wildnis im eigenen Wohnzimmer begegnet“, sagte eine Nachbarin als sie die Geschichte hörte.

Keine Angst, es ist kein Bär, sondern ein Schmetterling, der zu den Bärenspinnern gehört.  Er zeichnet sich durch weisslich gestreifte, schwarze Vorderflügel und leuchtend rote Hinterflügel mit 3-4 schwarzen Flecken aus. Bei uns schwirren auch Braune und Schwarze Bären herum, die jedoch ein ganz anderes Muster aufweisen.

 


Prächtiger Russische Bär in der Natur
 

Der verirrte Falter flog zunächst ganz aufgeregt in der Wohnung herum, setzte sich auf eine LED-Lampe und dann auf einen Blumenstrauss. Mittels einer Fangbox, die Bruno Jaddatz entwickelt hat, konnte ich den Falter einfangen und ihn ins Freie entlassen. Der Russische Bär wird auch Spanische Flagge genannt. Der Name „Russischer Bär“ wurde geboren als man die pelzig behaarten Raupen erblickte. Der Name Spanische Flagge bezieht sich auf die Flügelfarbe.

 


Fangbox von Bruno Jaddatz
 

Fangbox von Jaddatz
Bruno Jaddatz (1914-2002), der zuletzt in Lehnacker (Landkreis Lörrach) wohnte, war u.a. Maler, Designer, Grafiker, Filmplakatmaler und Erfinder (s. Bericht im Anhang). Er konstruierte eine Fangbox, mit deren Hilfe auf sehr elegante Weise Spinnen, Fliegen, Wespen, Käfer etc. aus der Wohnung entfernt werden können. Die geöffnete Box wird über das kriechende Insekt gestülpt und mit einer Klappe verschlossen. Im Freien wird die Box geöffnet und das Insekt in Freiheit entlassen. Leider wurde diese Erfindung aus Kostengründen nur in kleiner Stückzahl für den Eigenbedarf produziert.

Wer keine Fangbox hat, kann einen kleinen Becher mit Deckel verwenden. Das funktioniert in den meisten Fällen ebenfalls sehr gut.

 


Tagpfauenauge
 

Tagpfauenauge flog herein
Vor einigen Wochen flog ein Tagpfauenauge durch ein geöffnetes Fenster unserer Wohnung. Er setzte sich auf eine Fensterbank und zeigte seine geöffneten Flügel. Beeindruckend waren die rostroten Flügel mit Augenflecken. Es war ein prächtiger Anblick. Nach dem Fotografieren wurde er in die Freiheit entlassen.

Vorsicht, ich bin giftig
Die Farbenpracht der Schmetterlinge ist nicht nur dazu da, unsere Augen und das Herz zu erquicken, sondern sie dient als Abschreckfarbe, um Feinde vom Leib zu halten: „Vorsicht, ich bin giftig!“ wird den Fressfeinden vorgegaukelt. Viele tragen „böse Augen“, die Vögel abschrecken. Für einen Augenblick gewinnt der Falter nach dem Aufklappen damit Zeit und kann sich in wendigem Flug meist der Gefahr entziehen.

Unglaublich und genial verhalten sich die Raupen des Russischen Bären. Sie sind für Fressfeinde giftig. Die Raupen nehmen über ihrer Nahrung auch giftige Pflanzen auf. Diese Gifte werden in ihrem Körper eingelagert und machen sie für andere Tiere ungenießbar.

 

Anmerkung: Eine kürzere Fassung wurde in der „Badischen Zeitung“ am 30. August 2025 publiziert.
„Glanzpunkte“-Artikel über Bruno Jaddatz:
textatelier.com/index.php?id=3&link=128

 

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