Textatelier
BLOG vom: 11.04.2005

Etwas verdutzt . . . blickt auch die enthornte Ramona drein

Autorin: Lislott Pfaff

„Etwas verdutzt“ hätten einige Männer geschaut, als sie vor etwa 10 Jahren an einer Auktion anfing, für ein Rind zu bieten, sagte die Bäuerin und Viehzüchterin aus Metzerlen SO, die sich in der „Basellandschaftlichen Zeitung“ vom 7. 4. 2005 stolz lächelnd mit ihrer Kuh Ramona ablichten liess. Bei der Zucht verwende sie vorwiegend einheimisches Genmaterial, verriet sie im Gespräch mit dem Journalisten.

Nicht so stolz, aber ebenfalls verdutzt blickt Ramona mit sanften Augen in die Kamera. Verdutzt über ihren entfremdeten Kopf, dem die Hörner fehlen . . . Sie wurden ihr im zarten Alter von 6 Wochen entfernt – weshalb, ist mir ein Rätsel. Gemäss dem Tierarzt und Agronomen Jörg Spranger steht das Horn mit dem ganzen Verdauungstrakt in Verbindung, ist im Zapfen hohl und durch eine Öffnung in der Schädeldecke mit den Stirnhöhlen verbunden. Beim Absägen oder Abbrennen eines Horns guckt man direkt in die Stirnhöhle und riecht die Verdauungsgase, die sich sogar entzünden lassen, denn Methan brennt.

 

Einer Kuh mit entfernten Hörnern wurde zugleich ihre ganze Kuhwürde und ihre Schönheit entfernt. Es ist eine schlimme Verstümmelung des Tieres.

 

Eine weitere Entwürdigung ihres Viehs bedeutet die Verwendung des „Genmaterials“, auf das die Bäuerin hindeutete. Allein schon der Ausdruck „Material“ für künftiges Leben spricht ja Bände. Ich frage mich, ob die Viehzüchterin auch so wie auf der Pressefoto mit vollen Backen lächeln würde, wenn man sie zwecks Züchtung von Nachkommen mit irgendwelchem „Genmaterial“ bestücken – pardon beglücken – würde.

Die betreffende Bäuerin sei es als Vorstandsmitglied eines Viehzuchtverbands gewohnt, in von Männern dominierten Gremien zu sitzen, schreibt die „Basellandschaftliche Zeitung“. Nun, dagegen habe ich nichts einzuwenden – keine schlechte Gewohnheit. Aber die oben beschriebenen schlechten Gewohnheiten gegenüber ihren Kälbern und Kühen, die sollte sie sich schleunigst abgewöhnen. Sowohl zu ihrem Wohl als auch zum Wohl ihrer Tiere.

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