Textatelier
BLOG vom: 23.11.2018

Die EU+Schweiz, die Plastik-Ohrstäbchen und Weltkriegsangst

Kommen EU-Bürger bald in den "Duty-Free-Shop CH" für wattierte Ohrstäbchen?
Gibt es ohne Plastik-Ohrstäbchenverbot bald Krieg in Europa?


von Werner Eisenkopf, Runkel D


Immer wenn man denkt, da geht in der Politik an Verrücktheit nicht noch mehr, kommt nicht von "Irgendwo" aber sicher von Brüssel, ein neues "Lichtlein" her. Dieses "Lichtlein" wird dann verbreitet und durchgezogen, ganz egal was Realität, Vernunft und der gesunde Menschenverstand dazu sagen. Wenn man diesen Verrücktheiten aber nicht blind folgen will und für sein Land Realitätsbewusstsein einfordert, dann kommt nicht etwa dann ein "Fairer Disput" zu diesen ganzen komplexen Dingen. Nein, es kommt dann gleich ein "Hammer" nieder, den man sehr sehr salopp und verkürzt auf einen Nenner bringen könnte: "Friss EU-Bürger - oder es gibt Krieg!"

Der Autor dieser Zeilen, hat allergrösstes Verständnis für jeden denkenden Menschen, der an dieser Stelle spontan annimmt, dass hier Worte und Sätze eines "Durchgeknallten" irgendwie ihren Weg zum schon bestehenden massenhaften Wortmüll überall im Netz gefunden haben. Wohlgemerkt spontan! Wenn man nämlich weiterliest und die Dinge mal recherchiert und näher überdenkt, bleibt es wohl meistens zwar beim Urteil "durchgeknallt" aber selbiges verschiebt sich dann wohl eher in Richtung der belgischen und EU-Hauptstadt Brüssel.

Fangen wir also mal sozusagen ganz unten an. Die Meere dieses Planeten sind zunehmend verschmutzt, ganz besonders der Pazifik und der immer schlimmer werdende Plastikabfall dort, ist bereits ein gigantisches Umweltproblem. Massnahmen sind also ohne Zweifel angebracht und notwendig. Soweit werden wohl alle Leser bisher zustimmen können, oder?

Hier kommt jetzt die Stunde der EU-Bürokraten. Hier will man mit dem Plastikmüll aufräumen, was ja an sich völlig OK und sinnvoll ist. Zu den Massnahmen die die EU für ihre Mitgliedsländer deswegen festlegen will, gehört auch das Verbot der künftigen Produktion und der Verkauf von "wattierten Ohrstäbchen aus Plastik" als Teilfestlegung. Damit will man also EU-weit dazu beitragen, die Plastik-Meeresverschmutzung zu verringern. Europäische Plastikstäbchen als "Meeresverschmutzer"?

Eher zufällig gab es dazu schon u.a. am 28.5.2018 eine schöne Zusammenstellung der Plastikmüll-Meeresverschmutzer:

https://www.watson.ch/international/userinput/628639172-diese-10-fluesse-transportieren-am-meisten-abfall-in-die-meere

Demnach sind 10 grosse Ströme mit ihrem Flusssystem und den anwohnenden Menschen, verantwortlich für über 90% des Plastikmülls in den Meeren. Dies sind aufgereiht nach der geschätzten Menge der Mülltransportierung ins Meer:

Nr./ Flussname/ Land/ Mündungsmeer (global)

  1. Jangtse/ China/ Pazifik
  2. Indus/ Pakistan/ Indischer Ozean
  3. Gelber Fluss (Hwangho)/ China/ Pazifik
  4. Hai He/ China/ Pazifik (verbindet Peking mit Tijanin und dem Meer)
  5. Nil/ fliesst durch afrikanische Länder/ Mündung in Ägypten ins Mittelmeer
  6. Ganges/ Indien+Bangladesh/ Indischer Ozean
  7. Perlfluss/ China/ Pazifik
  8. Amur bzw. Heilongjiang/ Russland+China/ Pazifik
  9. Niger/ fliesst durch afrikanische Länder/ Atlantik
  10. Mekong/ fliesst durch Südostasien/ Pazifik

Dort liegen also die wirklichen Ursachen für den immensen Plastikmüll ins Meer. Selbiger etwa aus der Schweiz über Rhein, Rhone oder gar dem Inn in die jeweiligen Mündungsmeere getragen, dürfte faktisch nicht nachweisbar sein. Gleiches kann man auch für die anderen europäischen Ströme mehr oder weniger sagen. Sie und ihre Anwohner, sind wirklich nicht die Plastik-Meeresvermüller mit ihren Plastiktüten und anderem Zeugs. Dies ist auch noch auf die gesamten Plastikmengen bezogen. Darunter extra noch die eigentlichen Plastikstäbe der Watte-Ohrstäbchen zu suchen, dürfte ein absurdes Unterfangen sein. Es geht wohlgemerkt nur um die eigentlichen Stäbchen dabei. Dass die eigentliche Watte an beiden Enden, aus Cotton/Baumwolle bestehend, ein natürlich erzeugtes, verrottendes Teil ist, gilt mal als bekannt. Ebenso, dass es durchaus auch Ohr-Wattestäbchen aus Holz gibt und Sonderformen etwa für Babys. Bei Letzteren ist wegen den recht starren Holzstiften aber die Verletzungsgefahr bei der Anwendung an den Ohren grösser, als bei den nachgiebigeren biegsamen Plastikstäbchen. Gerade bei der Kleinkinderpflege ist sowas zumindest für besorgte Mütter, ein wichtiges Argument.

Dennoch strebt die EU nun auch das spätere Produktionsverbot und Verkaufsverbot für "Plastik-Watteohrstäbchen" an. Begründet mit Kampf gegen Plastikmüll und Meeresverschmutzung. Dies neben anderen Artikeln wie Trinkhalmen und Einweggeschirr. Zwar weiss jedermann, dass diese Artikel nach der Nutzung eben nicht in den Flüssen landen, sondern meistens im deponierten oder verbrannten Müll. Doch ist so eine Tatsache für die EU-Bürokratie kein Argument. Brüssel/EU will hier etwas verbieten und wird es auch durchziehen. Wen scheren da überhaupt Argumente oder gar Fakten?

Nun steigert sich aber dieses EU-Absurdistan. Wenn nämlich nun unwillige Leute und einige eher wenige unwillige Politiker dies kritisieren und auf einen Verzicht dieses Irrsinns drängen, dann ist die Vorgehensweise auf EU-Ebene mit Varianten in etwa dieselbe. Da wird erst gar nicht auf den Kern der Dinge eingegangen. Wird nicht mit Argument und Gegenargument fair diskutiert. Nein, dann kommt stattdessen bald die "Keule des Nationalismus" als "böswillige Zerstörer der EU-Errungenschaften" zum Vorschein. Das ist dann das "Totschlagargument" denn wer will schon so ein "Schurke" sein, anstatt ein "stolzer Europäer" und mehr.

Immer wenn die EU, offensichtlich und erkennbar absurde Dinge durchzieht, wird nicht mehr mit sachlichen Argumenten geworben. Vielmehr wird gleich die Grundlage, die Bedrohung der EU als Institution in den Raum gestellt. Dazu fehlt nicht der Hinweis, dass die EU den langen Nachkriegsfrieden in Europa ermöglicht hätte, was so aber nicht den Fakten entspricht, weil dies schon vor der EU begann, durch verantwortungsbewusste Politiker wie u.a. Adenauer und de Gaulle. Dann gibt es fast kein Politiker-Spitzentreffen, ohne "mahnende Hinweise" auf den "erstarkenden Nationalismus" der die "EU gefährden" würde.

Wer also nur mal gegen ein geplantes Plastik-Ohrstäbchenverbot der EU meckert, gefährdet demnach selbige EU bereits massiv in ihrer Grundstruktur? Will damit deren Zerstörung? Riskiert damit neuen Krieg in Europa? Oder gar einen Weltkrieg?

Kommt das nicht irgendwie etwas plump, übertrieben und eher ablenkend an? Ist es nicht ein künstliches "Feindbild" was man da ganz bewusst übertreibend einsetzt? Heiligt hier der Zweck (absolute EU-Vorgaben durchziehen) die Mittel (Nationalismuskeule)?

Sind diese "Nationalisten" tatsächlich eine echte Gefahr für den europäischen Frieden (also anstatt "Krieg") oder wohl eher ein künstlich und manchmal sicherlich auch verlogenes aufgebauschtes Feindbild, um EU-Kritik grundsätzlich kleinzuhalten?

Malen wir uns mal in einem "wachen Alptraum" gedacht, natürlich rein theoretisch (!!!) das "massivste theoretische Nationalisten-Europa" mal böswillig aus. In Frankreich LePen und in Holland Geert Wilders an der Regierung? Italien noch mehr Lega Nord, in Polen die PiS wie gehabt, auch bei Orbans Ungarn und anderen Ländern die "nationalistischsten der Nationalen" überall an der Macht? Dazu mal böswillig naiv einfach weitergesponnen, in Deutschland ein Kanzler der AfD und in der Schweiz ein Klon von Christoph Blocher, führend im Bundesrat? Was wäre dann? Krieg? Weltkrieg? Untergang? Neue Synagogenverbrennung? Schweizer Flucht ins schnell wieder reaktivierte Réduit? ...

Gemach gemach. Wenn man solche Gedanken durchspielt, muss man als Realist irgendwie bald lachen über solche Absurditäten. Man kann tatsächlich die Brüsseler "EU-Diktatur" ablehnen, seinen jeweiligen Nationalstaat lieben und fördern und dennoch ganz friedlich und ohne Krieg zusammenleben im heutigen Europa!

Welcher heutige Soldat aus Deutschland würde auf den Franzosen schiessen und umgekehrt? Solche Befehle, so sie denn überhaupt mal irgendwann kämen, würden nur breite Befehlsverweigerungen und Aufsässigkeit erzeugen. Die Zeiten 1914-1918 und 1939-1945 sind in Europa vorbei und kommen trotz aller "Gefahrbeschwörung" auch nicht mehr so wieder. In einer zusammengewachsenen und globalisierten Welt, sind diese Automatismen der früheren Kriegszeiten, so wie damals nicht mehr möglich. Fast kein junger Mensch will heute noch "fürs Vaterland ehrenvoll sterben" als Kanonenfutter irgendwelcher weltfremden Befehlshaber für ein paar Meter Geländegewinn irgendwo. Das ist die wirkliche Realität und das Andere ist eher pure schwer übertriebene Angstmacherei, nach Meinung des Autors dieser Zeilen.

Immerhin hätte ein mögliches Plastik-Ohrstäbchenverbot in der EU, die Chance dann zu einem Duty-Free Exportartikel der Schweiz und Liechtenstein, wie dann auch für Andorra, San Marino und Monaco zu werden. Im Geiste stelle man sich die Ströme deutscher und anderer Touristen vor, die beim Schweizbesuch endlich wieder ihre geliebten Plastik-Ohrstäbchen erwerben und mitnehmen könnten.

Doch würde die EU dann garantiert selbiges gesetzlich streng deckeln, ähnlich wie beim Tabak derzeit oder einst beim Intershop-Zigarettenkauf in der DDR. Vermutlich dürfte jeder Bürger nicht mehr als 2 Kleinbehälter mit Plastik-Ohrwattestäbchen aus der CH in die EU legal mitbringen. Jedes Kind bis zum Baby, bekäme dann im Familienauto seinen Legal-Packanteil Ohrwattestäbchen zugerechnet und die Zollgrenzer bekämen dann wohl der vorrangigen Auftrag, nach "verbotenem"  Plastik im Touristengepäck zu suchen, anstatt so nebensächlichen Dingen wie Drogen und Waffen etc., halt ein EU-Absurdistan 4.0 ...

Genug! Die EU-Bürokratie ist darin zweifellos absolut ideenreicher, als es jede geniale Arbeitsgemeinschaft von Kabarettisten jemals sein könnte.

Asterix und Obelix hätten erwartbar recht: "Die spinnen die Politiker!"


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