Textatelier
BLOG vom: 05.06.2017

Die Natur und der Sinn des Lebens

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Deutschland


Ich lag auf einem Liegestuhl im Garten. Die Sonne schien heiss vom Firmament herab. Der Himmel war blau, kein Wölkchen zog darüber hinweg. Ich schlief ein. Die Sonne brannte auf meiner Haut, im Gesicht, auf den Armen, an den Beinen.

Ich spürte einen Luftzug, der feinen Sand mit sich führte und erwachte. Rings um mich herum sah ich nur Wüste. Die Sonne brannte unbarmherzig auf mich nieder. Ich drehte mich um, überall nur Sand und Dünen, und ein paar dürre Sträucher, über die eine Schicht von Sand, getrieben durch den Wind, wehte.

 


 

Ich war allein. Ich rief, aber niemand antwortete. Ich trug eine Jacke mit einer Kapuze, die ich mir schützend über den Kopf zog. Ich lief weiter, der Sand trug mich, aber nicht immer, manchmal sank ich ein und musste meine Beine wieder herausziehen.

Wie bin ich hierhin gekommen? Träume ich oder wache ich? Viele Fragen stellte ich mir. Was soll ich hier? Warum ich? Wer bin ich?

Ein Windzug wehte mir den Sand ins Gesicht und verklebte meinen Mund und meine Nase. Ich spie aus, fuhr mit einer Hand durch mein Gesicht, um mich von den Körnern zu befreien, griff in die Tasche meiner Jacke. Dort fand ich ein Tuch, das ich mir vor den Mund band.

Wie komme ich an diese Jacke? Ich hatte sie nie zuvor gesehen, nur eine wollige Weste, die ich gern trug, hatte auch eine Kapuze.

Die Sonne stand hoch, es musste kurz nach Mittag sein. In welche Richtung muss ich gehen? Wo finde ich mein Ziel? Ich lief in eine Richtung, weiter und weiter. Eine seelenlose Wüste, wenige Pflanzen, keine Tiere, nur Sand, Sandberge, Sandhügel, Sandtäler.

Es musste eine Stunde vergangen sein. Da bemerkte ich, dass ich im Kreis gelaufen war. Ich war wieder dort, wo ich mich vorher befunden hatte.

Ist das Leben ein Kreislauf? Kommen wir alle wieder dort an, wo wir begonnen sind?

Ich empfand keine Angst, nur Tatendurst. Ich wollte mich aus meiner misslichen Lage befreien.
Ich setze mich hinter einen Felsblock. Hier war ich ein wenig vor der Sonne und vor dem Wind geschützt.

Danke, lieber Felsen, murmelte ich. Doch gleich danach dachte ich, was redest du nur für einen Unsinn! Der Felsen ist nicht für dich da, er ist einfach da.

Der Wind wurde stärker. Dann sah ich eine hohe Wand von Sand auf mich zukommen, getrieben durch den Wind, der sich zum Sturm gewandelt hatte. Ich kauerte mich hinter meinen Felsen, so gut ich konnte und bedeckte meinen Körper mit meiner Jacke.

Dann sah ich nichts mehr, Der Sandsturm fuhr über mich dahin.
"Das war es dann wohl", dachte ich. "Das überlebst du nicht."

Ich wurde ohnmächtig. Als ich wieder zu mir kam, war es Nacht. Mit beiden Hände grub ich mich aus dem Sand, ich hatte den Sturm überlebt.

Millionen von Sternen waren am Himmel zu sehen. Der Mond war gross und rund. Er kam mir so nah vor, dass ich dachte, ihn erreichen zu können.

 


 

Fasziniert suchte ich die Sternzeichen, die beiden Alpha Centaurus, den Wolf, den Andromedanebel, das Kreuz des Südens. Ich konnte mich nicht sattsehen.

Erst eine Zeitlang danach bemerkte ich, wie kalt es geworden war. Ich musste mich bewegen, um etwas Wärme zu spüren.

Warum bin ich hier? Um die Herrlichkeit des Weltenraums zu sehen? Um mir klar zu werden, wie klein ich bin gegenüber der Allmacht der Natur?

Der Sonnenaufgang überwältigte mich in all seiner Schönheit. Langsam wanderte die Sonne weiter.
Plötzlich sah ich in der Ferne eine Karawane mit Kamelen.

Hastig machte ich mich auf, ich spürte einen unbändigen Durst und Hunger. Die Berber begrüssten mich und gaben mir Nahrung.

 


 

Ich dachte, ohne sie wäre ich verloren gewesen. Menschen sind aufeinander angewiesen. Niemand darf dem Tod überlassen werden, wenn man ihm noch helfen kann.

 


 

Wir wanderten weiter, bis wir eine Oase erreichten. Ich legte mich in ein Zelt, dass man mir zuwies.

Als ich wieder aufwachte, fand ich mich im heimischen Garten auf meiner Liege wieder. Die Sonne sandte ihre letzten Strahlen noch zu mir, bevor sie ganz am Horizont verschwand.

 


 

Der Sinn des Lebens liegt im Leben selbst, dachte ich. Es gibt keinen Sinn von ausserhalb. Wir sind auf der Erde, um zu wachsen, um Nachwuchs zu zeugen und um sie wieder zu verlassen. Darin liegt der Sinn. Wir sind geborgen in der Natur, die wir schützen müssen.

Quellen:
Sternenbild: http://www.andromedagalaxie.de/alphacentauri/html/alphacentauri.htm
Fotos vom Autor

 


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