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BLOG vom: 04.09.2013

Gut betreute Hausapotheke: Das zweckmässige Sortiment

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
„Hast Du einen Medizinschrank in ihrem Haushalt?“ fragte ich einmal ganz unschuldig einen Verwandten. Er sagte, er habe keinen. Er hat sämtliche Arzneien in einer Schublade verstaut. Er gab dann auch unumwunden zu, dass in dieser Schublade ein Tohuwabohu herrsche. Kaum zu glauben, dass 80 % der Deutschen einen Medizinschrank irgendwo hängen haben. In unserem Haushalt ist es so, dass wir einen solchen Schrank zur Aufbewahrung von bestimmten Arzneien haben, besitzen aber auch eine Arznei- und Binden-Schublade in Griffweite in der Küche. Bei einer Verletzung kommt man schnell an das Verbandszeug. Wie ich hörte, sind auch andere Leute für die Schublade als Arzneidepot zu haben.
 
Was man beachten muss, ist im Folgenden aufgeführt.
 
Ein Medizinschrank steht oder hängt an einem kühlen, trockenen und vor der Sonne geschützten Ort.
 
Den Medizinschrank nicht im feuchtwarmen Badezimmer platzieren.
 
Er soll für Kinder unzugänglich sein. Werden Schubladen verwendet, sollten diese abschliessbar sein.
 
Ein- bis zweimal im Jahr wird der Inhalt auf ihren Bestand, auf das Haltbarkeitsdatum und auf die Lagerbedingungen überprüft.
 
Die aufbewahrten Medikamente sollten in der Originalverpackung mit Beipackzettel gelagert werden. Wichtig sind Einnahmevorschriften und das Kaufdatum.
 
Der Medizinschrank sollte nicht gleichzeitig ein Abstellplatz für Fleckenwasser, Salmiakgeist, Säuren oder Terpentinöl sein.
 
Auf der Tür aussen oder innen des Medizinschranks sollte man folgende Telefonnummern und Adressen anbringen: Notrufnummer, Rettungsdienst, Therapeut, nächste Vergiftungszentrale, nächste Kinderklinik, eventuell Telefonnummer des Arbeitsplatzes von Mutter und Vater. In den Medizinschrank könnte man auch eine Erste-Hilfe-Anleitung legen.
 
Oft ist es so, dass Medikamente mit einem abgelaufenen Haltbarkeitsdatum noch in den Medizinschränken lagern. Man wird sich wundern, wie viele alte Medikamente in so manchem Schrank aufzufinden sind. Es ist deshalb sehr wichtig, dass man regelmässig die Medikamente überprüft. Die alten Medikamente sollte man keinesfalls auflösen und im WC oder der Spüle hinunterspülen, sondern diese nach Angaben im Müllkalender oder der Abfallwirtschaft des jeweiligen Landkreises entsorgen. Die Entsorgung ist regional verschieden. Bei uns werden die Abfälle verbrannt und so kommen die Arzneimittel ohne Schachtel in den Hausmüll.
 
Wenn nicht alles in den Medizinschrank passt, dann können Sie z. B. die Kräutertees in einem Küchenschrank (wir lagern Tees in einen Hängeschrank in der Küche) und angebrochene Heilpflanzensäfte oder temperaturempfindliche Arzneien im Kühlschrank aufbewahren. Bestimmte Präparate (Augentropfen, Nasensprays) muss man wegen einer möglichen Verkeimung nach Ende der Behandlung entsorgen.
 
Auch das Verbandmaterial sollte regelmässig erneuert werden. Oft sind in diversen Schränken vergammelt aussehende Mullbinden oder nicht mehr klebende Heftpflaster aufzufinden.
 
Was kommt in den Medizinschrank?
Verbandmaterial: 2 elastische Binden, 4 Mullbinden (verschiedene Grössen), 4 Verbandpäckchen (verschiedene Grössen), 2 Brandwundenverbandpäckchen, 50 g Verbandwatte, Verbandmull, Heftpflaster, Klebestreifen.
 
Instrumente u. a.: 1 Pinzette, 1 Verbandschere, 1 Dreiecktuch, 5 Mundspatel, 1 Fieberthermometer, Sicherheitsnadeln, Zeckenzange und Zeckenspray (bei Wanderungen immer mitnehmen!), Einmalhandschuhe, eventuell eine Kühlkompresse (im Kühlschrank aufbewahren).
 
Zum Einnehmen Creme bei Entzündungen der Haut (Ringelblumensalbe), Salbe bei Herpes (Silicea Lippenherpes-Gel von Hübner), Zubereitungen bei Insektenstichen, Sonnenbrand, unreiner Haut, Schürfwunden (Silicea-Balsam), Creme bei Muskel- und Gelenkschmerzen (Arnikacreme, Johanniskrautöl), Kopfschmerzmittel (Olbas Tropfen, Pfefferminzöl äusserlich anwenden!), Kreislaufmittel (Weissdorn, Rosmarin, Kreislauf-Tee), Husten und Heiserkeit (Thymian, Fenchel, Halsaktiv-Lutschtabletten, Olbas-Lutschtabletten), Schnupfenmittel (Nasenöl-Spray mit Propolis, Spray mit Meerwasser und Dexpanthenol), Gurgelmittel (Salbei, Spitzwegerich), Beruhigungsmittel (Baldrian, Melisse), Mittel gegen Durchfall (Eichenrinde, Heilerde, getrocknete Heidelbeeren). Mittel gegen Verstopfung (Leinsamen, frische Heidelbeeren), Magenmittel (Heilerde, Kamille, Basen-Mischung bei Sodbrennen, Kräuterbitter).
 
Universalmittel
In jeder Hausapotheke darf ein Universalmittel (Olbas Tropfen und Lutschtabletten) nicht fehlen. Dieses hilft innerlich bei Erkältung, Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Katarrh, Erschöpfung, Leibschmerzen und Magenschmerzen nervöser Art und Darmkatarrh und äusserlich bei Kopfschmerzen, Nervenschmerzen, rheumatischen Beschwerden, Verstauchungen, Wadenkrampf, kleinen Wunden und Zahnschmerzen.
 
Ein weiteres Universalmittel ist die Heilerde. Diese ist hilfreich bei Magen- und Darmentzündungen, Durchfall, Mundgeruch, Blähungen, Sodbrennen, Hautkrankheiten.
 
Auch sollte man auf Kieselerde- und Kieselsäure-Präparate nicht verzichten. Diese stärken bei der innerlichen Anwendung Haut, Haare und Nägel. Bei der äusserlichen Anwendung sind die Siliziumprodukte bei Insektenstich, Sonnenbrand, Entzündungen im Mund, Akne, Juckreiz von Nutzen. Darüber hinaus sorgt der Silicium-Balsam für gesundes Bindegewebe und straffe Haut, kräftige Haare, feste Fingernägel.
 
Anhang
Für viele Beschwerden des Alltags ist es sinnvoll, einen gewissen Vorrat an Heilpflanzen zu Hause zu haben (siehe Tabelle).
 
Heilpflanze
Äusserliche Anwendung
Innerliche Anwendung
Arnika
Tinktur oder Creme  zur Unterstützung bei der Therapie von Zerrungen, Prellungen, Verstauchungen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Schwellungen.
 
Artischocke
 
Verbessert die Fettverdauung; wird verwendet bei leichten Verdauungsbeschwerden (Press-Saft aus frischen Artischockenblütenknospen); Kombination mit Curcuma (alkoholfreier Kräuterbitter)
Brennnessel
Kopfschuppen, fettes Haar, (Blätter-, Wurzeltee), Rheuma (Reiztherapie durch Schlagen mit Brennnesseln, vereinzelt heute noch praktiziert).
Zur Anregung der Harnausscheidung bei Arthritis, Gelenk- und Muskelrheumatismus, Steigerung der Vitalität (Samen-, Blätterextrakt), Prostataerkrankungen (Wurzelextrakt).
Echinacea
 
Stärkung der Abwehrkräfte (Echinacea-Tropfen, Schoenenberger Echinaceasaft, Acerolasaft)
Kamille
Erkältungskrankheiten (Dampfinhalation), Hautentzündungen (Spülungen).
Magen-, Darmbeschwerden.
Lindenblüten
 
Husten, Katarrhe der Atemwege, fieberhafte Erkältungskrankheiten, bei denen Schwitzen angebracht ist. Krampfzustände des Magens und Darms, Nervosität, Schlafstörungen bei Kindern (Tee).
Melisse
Herpeserkrankungen (Salbe), Brustdrüsenentzündung, Geschwüre (frische Blätter), Nervosität, Unruhe (Vollbad), Nervenschmerzen, Muskelkater, Hexenschuss (Melissengeist), Verletzungen, Insektenstiche, Rheuma (Melissenöl).
Nervös bedingte Einschlafstörungen, nervöse Magen-Darm-Beschwerden, innere Unruhe, Nervosität, Lampenfieber.
Blähungen: Tee aus Melisse, Fenchel, Kümmel.
Pfefferminze
Gelenkschmerzen, rheumatische Schmerzen, Kopfschmerzen (Pfefferminzöl).
Übelkeit, Erbrechen, zur Förderung der Gallen- und Lebertätigkeit, hilfreich bei Magenschleimhaut- und Darmentzündung, kolikartigen Beschwerden im Magen- und Darmbereich und bei Blähungen (als Tee).
Ringelblume
Creme bei Entzündungen der Haut
 
Spitzwegerich
Gurgel- und Spülmittel bei Entzündungen des Mund- und Rachenraumes (Tee, Tinktur, Pflanzensaft), Schuppenflechte (Lotion, Tinktur), Insektenstiche, Juckreiz (frische Blätter).
Husten, Heiserkeit, Keuchhusten, Verschleimung, Asthma (Tee, Tinktur, Pflanzensaft).
Husten, Heiserkeit, Katarrhe (Spitzwegerichsirup, Spitzwegerichhonig).
 
Literatur
Breden, Heidrun; Scholz, Heinz: „Meine Hausapotheke“, Midena Verlag, Küttigen/Aarau 1995 (Buch ist vergriffen).
Scholz, Heinz; Hiepe, Frank: „Arnika und Frauenwohl“, Ipa-Verlag, Vaihingen 2013.
Scholz, Heinz: „Der Medizinschrank“, „Reform-Rundschau“, 2012-08.
 
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