Textatelier
BLOG vom: 12.08.2011

Reaktionen auf Blogs (111): Die Suche nach dem Verstehen

Präsentation der Leserpost: Walter Hess, Publizist, Biberstein AG/CH (Textatelier.com)
 
Spielt die Welt verrückt? Oder ist unsere Wahrnehmung geschärft? Sind wir modernen Menschen bloss besser (oder auch nur intensiver) informiert? Rühren unsere Aufregungen daher, dass es immer wieder Ereignisse gibt, die zwar der Dramatik nicht entbehren und für eine ausser Rand und Band geratene Zeit typisch sind, doch eine exzessive mediale Aufbauschung erfahren, die alle Massstäbe des Vernünftigen sprengen? Zu solchen Erscheinungen führen das Geschäft mit der Nachricht und die Möglichkeit, die stark beachteten Ereignisse so zurechtzubiegen, dass sie eigenen politischen Zielen dienstbar gemacht werden können.
 
Ich spiele hier auf den norwegische Terroristen und Doppelattentäter Anders Behring Breivik (32) an, der am 22.07.2011 unter dem Einfluss von Drogen furchtbare Massaker anrichtete. Bei dem mutmasslich von Breivik ausgeführten Bombenanschlag auf das Regierungsviertel in Oslo und dem Massaker auf der rund 40 Kilometer entfernten Insel Utöya wurden insgesamt 77 Menschen getötet und fast ebenso viele unterschiedlichen Grades verletzt. Auf Utöya hatte das traditionelle Feriencamp der Sozialdemokratischen Parteijugend stattgefunden. „Oslo“ wird deshalb auf eine billige Art benützt, die politische Rechte in den Dreck zu ziehen.
 
Die deutsche Schriftstellerin Gabriele Röwer aus Mainz (E-Mail: gabriele_roewer@gmx.de), die im Blog vom 23.10.2011 („Wir armen Teufel ... Über Robert Mächler und Gabriele Röwer“) vorgestellt ist, hat mir dazu bemerkenswert tiefschürfende Gedanken mitgeteilt, die ich mit ihrem Einverständnis hier publiziere. Sie fussen nicht in politischen Ränkespielen, sondern basieren auf psychologischem Verständnis, auf Lebenserfahrung. Auslöser für Frau Röwers Text sind einige Gedanken zur Phoenix-Sendung „Internationaler Frühschoppen“ zum Thema: „Nach Oslo – Wie bedroht ist eine offene Gesellschaft?“ vom 31.07.2011. In kompetenter Art sucht die aufmerksame Zuhörerin nach Hintergründen und dem Verstehen des Unverständlichen:
 
Gabriele Röwer und die Geschehnisse von Oslo
Frau Röwers Brief:
Auch bei dieser Phoenix-Sendung habe ich ein Bemühen (wenigstens das!) um umfassendes Verstehen wichtigster Zusammenhänge, wie so oft auch sonst (im privaten und im öffentlichen Leben), weitgehend vermisst. Wenn ich danach frage, heisst das nicht, dass eine Untat wie diese klein geredet, gar entschuldigt wird. Doch mit blossem Kopfschütteln, mit aufgebrachtem Verurteilen einer „Bestie“, mit Rufen nach mehr oder weniger Absicherung der Gesellschaft ist letztlich, für die Zukunft, niemandem geholfen. Erst wenn Ursachen, auch mögliche psychodynamische, deutlich werden, hat Prävention eine Chance, wenn auch sicher, in Anbetracht aller Faktoren, die mitwirken, immer nur eine verschwindend kleine ...
 
Auch diesmal staunte ich zuweilen darüber, wie abgehoben hier debattiert wurde, ausserhalb jener psychischen Komplexität, die ja unser aller Basis  ist.
 
Da bestritt man zum Beispiel persönliche Defizite, gar „Verrücktheit“, da Anders Breivik ja alles von langer Hand so klar geplant habe, unter Verwendung einiger der bereit liegenden ideologischen Schablonen (gegen Islam und jene, die ihn, wie die norwegischen Sozis, nicht ernsthaft genug bekämpfen, daher die Doppelattacke gegen letztere).
 
Auch sei er zwar offenbar ein Einzeltäter, orientiere sich aber an diversen rechten Gruppen, hoffe auf den Sieg einer antiislamischen-antisozialistischen Elite europaweit, ja, weltweit, in deren Gemeinschaftsschoss er sich seitenlang hineinphantasiert habe, also sei er nicht „sozial gestört“.
 
Eine solche Spaltung psychosozialen Unter- und ideologischen Überbaus kann eigentlich gar keine überzeugenden Erklärungsversuche liefern. Was dort getrennt wurde in der Debatte, da angeblich widersprüchlich, unvereinbar, gehört doch, so sehe ich das, letztlich ganz eng zusammen.
 
Sinnvoll wäre es m. E., nach dem wohl alle Amokläufer im Westen (bei islamischen Terroristen ist nach anderem zu fragen) Verbindenden zu suchen: Allen gemeinsam war bisher, wenn ich mich richtig erinnere, eine, oft schon seit vielen Jahren, ja, schon in der Kindheit angebahnte soziale Isolation (wodurch auch immer im Einzelnen bedingt). Wir alle wissen, wie wesentlich zu einem halbwegs zufriedenen Leben auch die Liebe, soziale Bezogenheit und Akzeptanz gehören, gerade so wie der Sauerstoff zum Atmen. Nazim Hikmet bringt es auf den Punkt: „Leben einzeln und frei wie ein Baum und brüderlich wie ein Wald ist unsere Sehnsucht.“ Jene unter meinen ehemaligen Schülern zum Beispiel, die Gewaltfantasien ausbrüten, etwa in fiktiven Horrorgeschichten, zuweilen auch in („Kummerkasten“) Briefen an mich, sind durchweg jene, die gravierende Mängel in ihrer Sozialisation erlebten, sich schon früh von anderen zurückzogen und auch schulisch Aussenseiter sind. Was sie nicht bekommen können aufgrund dieser Mängel, wonach sie sich im Grunde sehnen, das verteufeln sie offenbar (man denkt an den Fuchs und die sauren Trauben). Während 35 Lehrer-Jahren traf ich nicht einen massiv Gewaltbereiten unter jenen Schülern, die wirklich (nicht nur scheinbar, nach aussen hin) in ihrer Familie und/oder in einer (zum Beispiel: Sport-) Gruppe integriert und akzeptiert waren, mit guten privaten und beruflichen Perspektiven.
 
Sicher, Anders Breivik zielte auf ein sozialistisches Jugendcamp. Warum aber ein Jugendcamp, eine Gemeinschaft vieler fröhlicher junger Menschen? Ich dachte sofort, als ich davon hörte: mit dieser Schiessorgie traf er auch das, was ihm selbst, so weit man bisher weiss, stets verwehrt war. Auch. Nicht nur, natürlich. Denn dieser 32-Jährige war offenbar viel zu intelligent, um sich solche psychodynamischen Abgründe seines Hasses einzugestehen. Er suchte und fand dafür frühzeitig einen ideologischen Rahmen, deswegen die erste Attacke auf die Regierungszentrale der seiner Meinung nach unverantwortlich islamophilen Sozialisten, deswegen die Selbststilisierung zum „Retter“ des Volkes durch diese Attentate, frei von jeder Schuld.
 
Die Psychologie aber spricht von „Rationalisierung“, wenn für primäre Impulse sekundäre rationale, hier: ideologische Ventile gesucht und gefunden werden. In der heutigen Phoenix-Runde hielt man mehrheitlich beides für unvereinbar: Breivik könne nicht „verrückt“, zumindest schwer gestört sein und zugleich so kaltblütig planen und morden. Nur einer warf ein, das habe es schon oft genug gegeben in der ferneren und neueren Geschichte.
 
Mein grosser Lehrer Fritz Riemann hat im Kapitel über den „schizoiden“ Menschen („Abspaltung des unterentwickelten Gefühls vom isolierten Trieb und Intellekt“, siehe: „Grundformen der Angst“) hinlänglich gezeigt, wie aus einem zunächst nur „neurotisch“ gestörten Menschen mit leichter bis mittlerer Soziophobie eine Psychose entstehen, wie aus dem ständigen „Wähnen“ (was denn die Umwelt, neben der man weitgehend isoliert lebte und lebt, so denke, auch über einen selbst) im Laufe der Jahre ein schizophrener „Wahn“ entstehen kann, für den nur noch die Realität im eigenen Hirn zählt. Riemann verweist, je nach genetisch gegebenen Vitalkräften, auch auf destruktive Exzesse, worunter ideologisch verbrämte, zumal seitens Despoten wie etwa Hitler (dem ja ebenfalls die Realität schon früh abhanden kam), mit Ursachen und Folgen, die Alice Miller in ihrer Studie Die Kindheit Adolf Hitlers – vom verborgenen zum manifesten Grauen in Am Anfang war Erziehung, Frf./Main 1980, aufzeigte.
 
Aus meiner Sicht mehren sich solche lebenden Zeitbomben in Gesellschaften des Westens (nochmals: islamische Selbstmordattentäter haben andere Hintergründe, für deren Explosion aber gleichfalls Ideologien, hier: religiöse, herhalten müssen). Denn mit zunehmendem Zerfall familiärer und anderer sozialer Strukturen (Émile Dürkheim sprach schon früh von „Anomie“) bei gleichzeitig immer rabiaterem, oft mörderischem sozio-ökonomischem Konkurrenzkampf, gespiegelt auch in den Medien, in PC-Spielen, werden Einzelne mehr und mehr sich selbst überlassen, manche von ihnen bilden gefährlichen sozialen Dynamit in sich aus, lange bevor dieser nach aussen dringt, destruktiv gegen sich selbst oder, je nachdem, gegen andere. Keine Polizei der Welt wird sie, mit den üblichen Methoden zumal, rechtzeitig aufspüren. Allenfalls Eltern und Pädagogen können die Vorboten erkennen und, genügend Zeit und Interesse vorausgesetzt, vielleicht im Keim auffangen. Das wäre schon mal der Anfang wirksamer Prävention, was aber andere pädagogische Rahmenbedingungen gerade auch hierzulande voraussetzen würde, mehr Bereitschaft, auch finanziell in sie zu investieren.
 
Weitergehende Prävention würde aus meiner Sicht die sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen unserer Gesellschaften (veränderungsbereit!) hinterfragen, wie auch, in deren Gefolge oft, zumal in Krisenzeiten, ideologische Feindbilder zur Ablenkung von eben dieser Krise oder zur Absicherung vor ihren drohenden Auswirkungen, ggf. auch auf einen selbst. Andernfalls werden wir Ausbrüche sozialer oder Wohlstandsverwahrlosung noch ganz anderen Ausmasses erleben, sei’s auto-, sei’s hetero-aggressiv.
 
So weit meine Sicht, lieber Herr Hess, ein Beispiel nur für das, was ich mit „Verstehen“ meine, im kleinen, zwischenmenschlich-„normal“-kommunikativen Alltagsbereich ebenso wie, nun allerdings mit horrenden Auswirkungen, bei den „psychischen Zeitbomben“ jeder Couleur.
 
Gabriele Röwer
 
Der Zustand der Schweiz
Als Schweizer, der zu seinem Heimatland steht und dessen Fehler behoben haben möchte, schreibe ich häufig über das, was mich innerhalb dieses unerschöpflichen Themas bewegt. Ich spreche häufig im Familienkreis darüber, diskutiere mit Verwandten und Bekannten – und besonders gern auch mit Menschen, welche die Schweiz vom Ausland her kritisch betrachten. Zu ihnen gehören unter vielen anderen Gabriele Röwer, Johann Georg Schnitzer, Heinz Scholz und – besonders häufig – mein in Asien lebender Bruder Rolf P. Hess. Ich könnte über die manchmal divergierenden und manchmal übereinstimmenden Diskussionen ganze Bücher schreiben, will mich aber hier bloss auf einen kurzen Briefwechsel mit Dr. Johann Georg Schnitzer beschränken, der in einem eigenen Rundbrief schrieb:
 
Ist es Zufall, dass 3 der 5 auffälligen nationalen Internet-Zensurprovider Schweizer Provider sind? Es kann vermutet werden, dass die Schweiz aufgrund ihrer Struktur und Sonderstellung einer besonders intensiven „Behandlung“ bedarf, um sie für internationale Bestrebungen reif und gefügig zu machen.
 
Auch andere Beobachtungen wie der in der CH besonders intensiv eingeführte Genderismus und die in der CH vorangetriebene „Sexualaufklärung von Kleinkindern“ passen in dieses Bild.
 
Johann Georg Schnitzer
 
Meine Antwort:
Dummerweise muss ich Ihnen, lieber Herr Schnitzer, vollkommen recht geben (ich würde die Schweiz, von der ich sehr viel halte, zwar lieber verteidigen).
 
Der internationale Druck auf unser Land, das einst so stolz auf seine Unabhängigkeit und seine Selbständigkeit war, ist in diesem auf Gleichschaltung unten auf abgrundtiefem Niveau kaprizierten Globalisierungszeitalter enorm. Und noch schlimmer: Unsere Behörden und all die Amerika-hörigen Lobbyisten wollen sich sogar in vorauseilendem Gehorsam üben, unbeachtet von allem kriegsverbrecherischen, wirtschaftskriminellen US-Verhalten. Ich habe in solchen Zusammenhängen auch schon einen Begriff ausgegraben, der jeweils in Kriegszeiten Urstände feiert (Hochkonjunktur hat): Landesverrat. Wer das Land während der Kriege an fremde Mächte abtreten wollte, hatte Verbrecherstatus und die Todesstrafe zu befürchten. Heute sind in unserem Land die obersten Gremien (mit der starken Frauenvertretung) solche Schweiz-AusverkäuferInnen auszumachen; aber man muss schon genau hinsehen, nicht auf verwedelnde Redensarten hereinfallen. Wer sich widersetzt, muss befürchten, dass er, wenn möglich, plattgewalzt wird.
 
Womit wir beim Genderismus angelangt wären. Ich schäme mich für mein Land, dass ich Ihnen, Herr Schnitzer, auch diesbezüglich zustimmen muss: Feminismus und Homosexualität werden nicht einfach toleriert, wie es sich für einen freiheitlichen Staat gehört, sondern (auch von den linksorientierten Medien) aktiv aus Leibeskräften gefördert.
 
Die traditionelle Aufteilung nach Geschlechtern, bei der unsere Frauen früher mit Vorzug behandelt wurden (siehe Höflichkeitsformen, 3 Jahre frühere Altersrente in der Schweiz, keine Militärdienstpflicht, klare Aufgabentrennung je nach den geschlechtsbedingten Eigenschaften, Verantwortung für das Wohlbefinden der Familie) wurden bzw. werden abgeschafft. Die Frauen besetzten die besonders wichtigen gesellschaftlichen Positionen (wie die Kindererziehung und die Sorge um intakte Familien, Grundbausteine einer gesunden Gesellschaft). Heute werden die Kinder dem Einfluss der Eltern möglichst früh entzogen, und es laufen Bestrebungen, sie bereits im zarten Alter von 4 Jahren an Volksschulen, die schon immer ein linkes Protektorat waren, sexuell aufzuklären, damit sie ihr Geschlecht, Penis oder Vagina hin oder her, frei wählen können, ohne eine blasse Ahnung zu haben, worum es geht, wovon überhaupt gesprochen wird und was mit ihnen eigentlich passiert. Was passiert: Manipulation, Gehirnwäsche, Beeinflussung, die eine Leben lang halten soll.
 
Jetzt kommt zu all dem Elend auch noch die Multikulti-Aktion „Schule ohne Rassismus“ (von Deutschland her) auf uns zu. Alles zielt in der gleichen Richtung: Gleichmachung, Globalisierung, Einheitsbrei, der zentral gesteuert werden kann. Und die himmeltraurigen Geschehnisse in Oslo werden dazu missbraucht, diesen Trend hin zum totalen Einheitsbrei zu unterstützen, der starke Brechreize auslöst.
 
Wie gern hätte ich Ihnen, Herr Schnitzer, widersprochen. Stattdessen habe ich Ihnen für Ihre Aufrüttelung zu danken.
Walter Hess
 
Zufälle gibt’s
Einen anregenden und häufigen Kontakt pflege ich auch mit Ursula Rausser (wegwarte@solnet.ch); von ihr stammen meistens die ersten Blog-Kommentare in den frühen Morgenstunden:
 
Es ist für mich auch jeden Morgen spannend zu lesen, was Ihr Euch an Blogs Neues ausgedacht habt. Beim Textatelier reinzugucken, ist eines meiner kleinen, frühmorgendlichen Rituale.
 
Zu Emil Baschnongas Blog „Talisman-Geheimnis: Sind Sie auch abergläubisch?“ vom 08.08.2011 erhielten wir von Ursula Rausser aus Bolligen BE den folgenden Kommentar:
 
Über das Wort „Zufall“ stolpere ich immer mal wieder, zum Glück bisher ohne Verletzungen. Interpretieren wir vielleicht das Wort verkehrt? „Zufall“ will doch sagen, dass uns etwas „zufällt“, also eigentlich geplant ist, uns zuzufallen. Nur von wem solche Geschehnisse geplant sind, habe ich leider bis heute nicht herausgefunden und nenne es „Schicksal“. Hat dieses Wort etwas mit „schicken“ zu tun? Wer schickt mir denn den Zufall?
 
Zufällig bemerke ich, dass ich mit diesen Gedankengängen am Montagmorgen überfordert bin ...
 
Antwort aus dem Blogatelier:
 
Liebe Ursula,
mit Deinen Geistesblitzen bescherst Du mir immer einen erfrischenden Tagesanfang. Danke!
 
Das Wort Zufall hat wie die meisten Wörter mehrere Bedeutungen, laut Duden:
 
Zufall, der; -[e]s, Zufälle [(spät)mhd. zuoval für lat. accidens, accidentia (Akzidens; Akzidenz); mhd. = das, was jmdm. zufällt]: 1. etw., was nicht vorausgesehen wurde, was nicht beabsichtigt war, was unerwartet geschah.
(c) Dudenverlag
 
Möge Euch alles zufällig zufallen, was Ihr Euch nur wünschen mögt!
Walter
 
Erbarmen mit den Fischen
Eine weitere Kostprobe aus der erfrischenden Gedankenküche von Ursula Rausser, hier zum Blog vom 22.07.2011: „Blaues Wunder: Warum der Blausee so blau, blau, blau blüht“:
 
Vielen Dank für das schöne Blausee-Blog. Ich kann praktisch allem vorbehaltlos zustimmen. Der dortige Wald ist tatsächlich ein wunderbarer, verwunschener und hochromantischer Ort.
 
Obwohl ich sehr gerne Fisch esse, verschlägt es mir jedoch am See dafür den Appetit, weil mir die Fische leid tun. Leider bin ich eine typisch feige Menschin, die es schlecht verträgt, so nah am Tod der Tiere zu sein, die es zu essen gilt. Ich würde sofort zur Vegetarierin, wenn ich die Tiere selbst töten müsste.
 
Ein Tipp noch zum Tomatensalat mit feiner roter (oder auch weisser) Balsamicosauce: Ich schneide die Tomaten in kleine Würfelchen (evtl. sogar geschält) und serviere sie im schönen Glas mit einem Löffelchen. Damit darf die Sauce offiziell ausgelöffelt werden und muss nicht schamhaft in der Küche aus der Schüssel getrunken oder gar weggeworfen werden. Dabei lohnt es sich, einen wirklich guten (etwas teureren) roten Balsamico zu verwenden und viel frischer Basilikum. Erfolg bei den Gästen ist garantiert.
 
Schlacht-Erinnerungen
Zum Blog Gedanken an den 09.07.1386: Wie ich zur Schlachtfeier kam, das sich auf das luzernische Sempach bezog und in dem über eine militärische Feierstunde auf dem Schlachtgelände berichtet wurde, schrieb Heinz Scholz aus Schopfheim D (E-Mail: heinz-scholz@online.de) aus deutscher Sicht in globaler Betrachtungsweise:
 
Lieber Walter,
die Schlachten, die viel Unglück über die Völker gebracht haben, werden des Öfteren in Erinnerung gerufen. Wir Deutschen dürfen nicht immer daran erinnern. Zum Beispiel bei den US-Bürgern und Engländern verhält es sich diesbezüglich ganz anders: Sie nehmen auf andere keine Rücksicht. Die Engländer feiern sogar die Bombardement deutscher Städte mit Hunderttausenden von Toten; dem Sir Arthur Harris, der deutsche Städte kapitulationsreif bombardieren liess, wurde in London ein Denkmal gesetzt. Persönlich bin ich gegen das Feiern solcher Schlachten.
 
Dass in der Schweiz jetzt ganz andere Tendenzen herrschen, hat mich überrascht. Die sogenannten Störer solcher Feiern haben mit Heimatliebe nichts mehr am Hut; sie sind europäisiert.
 
Viele wissen vielleicht auch nicht, welche Bedeutung die Sempacher Schlacht für die Schweizer Eidgenossenschaft hatte. Die Schweiz hätte sich sonst bestimmt bei einer Niederlage ganz anders entwickelt, vielleicht wär sie heute ein Bestandteil von Österreich (vormals Habsburg). Oder sie wär ein Teil von Europa (EU), und es ginge ihr bedeutend schlechter. Das kapieren die Linksextremisten leider nicht!
 
Ich finde es gut, wenn die Erinnerung an die Unabhängigkeitsgeschichte wenigstens vom Schweizer Militär wach gehalten wird.
 
Wenn die Schlacht von einem „Heiligen“, von Kirchenfürsten oder von einem Juden angeführt worden wäre, gäbe es keine Diskussionen über die Fortführung der Traditionen bzw. der Erinnerungen an Schlachten.
 
Herzliche Grüsse
Heinz
 
Der verwachsene Fliegerstein
Im Blog vom 31.05.2007 beschrieb Rita Lorenzetti den Fliegerstein in Affoltern ZH, der ans Eindringen eines amerikanischen Bombers am 05.06.1944 in die Schweiz erinnert. Ein schweizerisches Jagdflugzeug, das den Bomber, der in der Schweiz wirklich nichts verloren hatte, verfolgte ihn und wurde von den US-Kriegern abgeschossen ... angeblich, weil es von den verirrten Amerikanern für ein deutsches Kampfflugzeug gehalten worden sei ... Man hat sich ja an die faulen Ausreden für die dramatischen, durch nichts zu bändigenden Folgen der amerikanischen Schiessfreude gewöhnt. Der Solothurner Pilot Paul Treu verlor dabei sein Leben, erhielt gerade noch einen Gedenkstein.
 
Peter Büchi (E-Mail: peter.buechi@gmx.ch) schrieb zur Lage:
 
Ich (45) war heute mal wieder dort, habe den Gedenkstein aber vor lauter Gebüsch nicht mehr finden können, und ich kenne den Platz seit Kindheitstagen. Wenn man also zur Zeit beim Schild „Fliegerstein“ auf dem zunächst einladenden Trampelpfad den Einstieg in den Busch wagt, empfiehlt sich nach wenigen Metern allen Ernstes eine MACHETE, lange Hosen und eine Mütze, wenn man nicht völlig zerkratzt werden will von den sich hoch und tief und kreuz und quer windendenden Brombeersträuchen.
Peter Büchi
 
Paul Treu hätte es verdient, dass dem Gedenkstein die gebührende, auch pflegerische Aufmerksamkeit zuteil würde. Für mich deutet die Geschichte aus dem 2. Weltkrieg daraufhin, dass man nirgends auf der Erde von Angriffen der Amerikaner (ob kriegerischer oder wirtschaftlicher Art) sicher sein kann.
 
Denkmal für den Geissfuss
Mein Blog von 13.07.2011 galt der Geissfuss-Kunde für Fortgeschrittene – bis zu den Wurzeln. Heinz Scholz, im Pflanzenwissen tief verwurzelt, gab dazu noch zusätzliche Informationen bekannt:
 
Lieber Walter,
es ist schön, dass Du dem Geissfuss ein Denkmal gesetzt hast. Frau Müller aus Ibach verwendet den Geissfuss auch in der Küche.
 
Ich besitze die folgenden 2 Bücher, in denen der Geissfuss beschrieben ist und sogar das Rezept einer Geissfuss-Truffade angegeben ist.
 
Helm, Eve Marie: „Feld-, Wald- und Wiesenkochbuch“ , Verlag Heimeran, München 1978.
Couplan, Francois: „Wildpflanzen für die Küche“, AT Verlag, Aarau 1997.
 
Herzliche Grüsse
Heinz
 
Und Frank Hiepe (E-Mail: wiesental.apotheke@onlinehome.de) traf den Nagel auf den Kopf, wenn er schrieb:
 
Von Herrn Scholz Blogs kann auch ein Apotheker immer etwas lernen.
 
Verunreinigte Medikamente
Und höchst lehrreich sind auch die Blogs von Martin Eitel. Zur fundierten Arbeit des Berliner Wissenschaftspublizisten vom 20.07.2011 („Verunreinigte Medikamente: nicht allein aus dem Internet“) kommentierte Heinz Scholz:
 
Es ist unglaublich, was sich manche Pharmariesen erlauben. In dem exzellent geschriebenen Blog von Martin Eitel kommen die Machenschaften sehr deutlich ans Licht.
 
Dass es auch anders geht, erlebte ich während meiner Tätigkeit bei Ciba-Geigy und Novartis: Wenn sich beispielsweise ein Wirkstoff, der in Spanien im Versuchsstadium produziert wurde, als verunreinigt erwies und auch ein Besuch vor Ort keine Verbesserung brachte, wurde der Fremdfirma der Produktionsauftrag entzogen. Der Wirkstoff wurde auf keinen Fall für Tabletten verwendet (wir Analytiker überprüften laufen die Reinheit, auch die von anderen Firmen produzierten Wirkstoffe).
 
Es waren teilweise hygienische Mängel, die zu dieser Verunreinigung führten. Da konnten Besucher zum Beispiel ohne Schutzkleidung in die Firma ‒ die Türen waren teilweise frei zugänglich ‒ eintreten. Auch in der Türkei mussten die Hygiene- und Produktionsverfahren dem internationalen Standard angeglichen werden. Der besagte Wirkstoff wurde dann in Irland produziert.
 
Wir als Analytiker mussten aufwendige Untersuchungen durchführen (GLP = Gute Laborpraxis). Das forderten schon die US-Amerikaner, die alle Produktionsschritte und die Analytik besonders intensiv überprüfen. Alle Medikamente, die aus dem Ausland in die USA kommen, werden strenger überprüft als diejenigen, die in ihrem eigenen Land hergestellt werden ...
 
Heinz Scholz
 
Wenn 2 das Gleiche tun, ist es nicht das Gleiche. Die einen dürfen sich alles erlauben und haben die oberste oberrichterliche Strafgewalt, die denn auch bis zum Überdruss ausgelebt wird. „Supermacht“ sagt man dem, was dahinter steht. Sie residiert ganz oben – dort wo die Absturzmöglichkeiten am ausgeprägtesten sind. Der Sturz ist im Gange.
 
Hinweis auf die bisher erschienenen „Reaktionen auf Blogs“
27.06.2011: Reaktionen auf Blogs (110): Flüchtig, genau wie die Pusteblumen
Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
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