Textatelier
BLOG vom: 05.01.2011

Kuriose Meldungen 2010 (2): Schlaglochverkauf, Mini-Röcke

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
In diesem 2. Teil sind weitere kuriose und oft amüsante Meldungen aus aller Welt aufgelistet. So kann man es kaum glauben, dass einem US-Präsidenten-Mitarbeiter der nukleare Code abhanden gekommen ist. Im Ernstfall wäre eine Zündung von Atomraketen gleichwohl nicht möglich gewesen. – Eine Gemeinde mit leeren Kassen kam mit dem Verkauf von Schlaglöchern auf eine findige Idee. ‒ Ein Arzt besserte sein Einkommen damit auf, dass er der Krankenkasse eine Schwangerschaftsberatung bei einer 83-Jährigen in Rechnung stellte.
 
Aber lesen Sie selbst, was für komische Ereignisse es im Jahr 2010 auch noch gab. Halten Sie sich fest, es gibt etwas zum Lachen!
 
Nuklearer Code kam abhanden
Hier vorerst weitere eindrückliche Einzelheiten über die Schlamperei beim US-Präsidenten und einem seiner Mitarbeiter, die 2010 ans Licht kam. Laut den Memoiren eines US-Generals hatte ein schusseliger Mitarbeiter Bill Clintons ein wichtiges Kärtchen verschlampt. Auf diesem „Raketenkeks“ war der Code verzeichnet, um Atomwaffen abzuschiessen. In der Regel trägt ein Offizier einen gepanzerten Koffer bei sich, wenn der US-Präsident auf Reisen geht. Zum Öffnen ist eine Karte nötig, die „Biscuit“ (Keks) genannt wird.
 
Im Jahr 2000 war die Karte angeblich monatelang verschwunden. Auch Bill Clinton soll diese gesucht haben. Mitarbeiter des Pentagons überprüfen monatlich, ob die Karte noch beim Präsidenten ist. Der Mitarbeiter von Clinton hatte jedoch eine Ausrede, als die Burschen vom Pentagon nachfragten. Er sagte, Clinton dürfe gerade nicht gestört werden. Michael Neubauer von der „Badischen Zeitung“ (23.10.2010) fragte süffisant, bei was? Nun vielleicht war gerade Monica Lewinsky bei ihm, und er hatte keine Zeit für andere läppische Dinge. Beim routinemässigen Austausch der Karte kam heraus, dass zurzeit angeblich ein Raketenzünden nicht möglich wäre. Vielleicht liegt hier auch eine Schlamperei vor. Man stelle sich vor, die haben ein Riesenarsenal an Atomraketen, die nicht gezündet werden können. Für die Umwelt und der Menschheit wäre dies ein Segen.
 
Der Raketenkeks ging auch schon in der Amtszeit von Jimmy Carter verloren. Er hatte sie schlichtweg in einer Hose, die zur Reinigung gebracht wurde, vergessen.
 
Man staunt, wie die Politiker einer Weltmacht mit ihren Karten und anderen Dingen umgehen. Vielleicht gibt es jetzt eine doppelte oder dreifache Absicherung, um zu vermeiden, dass ein US-Präsident aus Versehen die Raketen zündet. In der Vergangenheit gab es ja schon „hochintelligente“ Präsidenten, denen man so etwas durchaus zutraute.
 
Ehemann sägte Holz
In einer Wohnung in Lörrach D ging es in einer Nacht laut zu. Da flogen schon die Fetzen, und die Nachbarn waren über die Lautstärke der Auseinandersetzung sehr ungehalten. Als die Polizei eintraf, war es merkwürdig ruhig. Der Ehemann hatte sich offensichtlich in den Keller zurückgezogen. Er fand jedoch eine Freizeitbeschäftigung im Keller. Er sägte Holz, um sich abzureagieren. Da der Lärm den vorherigen Streit übertönte, wurde nochmals die Polizei gerufen, und diese untersagte dem Mann die Beruhigungstherapie. Er wollte zunächst nicht hören; dann wurde ihm ein Aufenthalt in der Arrestzelle angedroht. Das half. Der Wütende gab nach, und von da an war Ruhe im Haus (Quelle: „Badische Zeitung“ vom 16.07.2010).
 
Schlaglöcher zu verkaufen
Schon jetzt wird geklagt, dass nach den Schneefällen im Dezember 2010 das Salz viele Fahrbahndecken zerstören würde. Man geht heute davon aus, dass nach dem Winter 30 bis 40 % der Strassen beschädigt sind. Die Sanierung bringt natürlich erhebliche Kosten für den Bund oder die Gemeinden. Nun wurde bekannt, dass die Bundesregierung von Deutschland 8 Milliarden für die Ausbesserungen zur Verfügung stellen wird.
 
Allerdings gibt es noch eine andere Möglichkeit. Die Gemeinde des Dorfs Niederzimmern in Thüringen verkauft auf ihrer Internetseite Schlaglöcher. Wer 50 Euro für die Ausbesserung eines Schlagloches spendet, bekommt eine Würdigung. In einem sanierten Strassenabschnitt wird eine Plakette mit einer Wunschaufschrift eingelassen. Zur Aktion sagte der findige Bürgermeister Christoph Schmidt-Rose dem Sender MDR, es gehe darum, „Leute zu finden mit einer lustigen Idee, die uns dabei helfen, die Strasse wieder in Ordnung zu bringen.“ Die Aktion scheint von Erfolg gekrönt zu sein. Es haben sich schon etliche Spender gemeldet.
 
Schwangerenberatung für eine Betagte
Auf was Ärzte bei den Abrechnungen ihrer Leistungen kommen, geht auf keine Hutschnur. Da rechnete ein 54-jähriger Internist mit den Krankenkassen Schwangerschaftsberatungen für Kleinstkinder und einer 83-Jährigen und Hausbesuchs-Arbeitstage mit mehr als 22 Stunden ab. Der Betrug flog erst nach einigen Jahren auf. Allein der AOK Niedersachsen stellte er teilweise bis zu 89 Hausbesuche täglich in Rechnung. Man fragt sich, warum die Mitarbeiter der Krankenkasse dies nicht schon früher bemerkt haben. Kaum zu glauben, mit welcher Unverfrorenheit hier ein Arzt auf Raubzug ging (Quelle: „Süddeutsche Zeitung“, 12.11.2010).
 
83-Jährige machte sich aus dem Staub
Eine 83-Jährige, die in Österreich wegen Mordes an ihrer Nachbarin zu 18 Jahren verurteilt wurde, machte sich aus dem Staub. Die Frau sass nur 10 Monaten ab. Dann wurde sie entlassen, weil sie Bettlägerigkeit und Herzbeschwerden simuliert hatte. Nach einem neuen Gutachten sollte sie wieder in den Knast. Sie hatte jedoch etwas dagegen. Die österreichischen Medien sprachen von einer „unglaublichen Justiz-Groteske“: Die Tochter erklärte den Reportern, ihre Mutter sei weg und zwar auf einer Pilgerreise in Rom. Ich dachte mir, vielleicht wollte sie im Vatikan ihre Sünden beichten. Aber das war ein Trugschluss. Sie kam nämlich in Rom nie an (ein inzwischen ausgestellter internationaler Haftbefehl brachte kein Erfolg). Nun vermutet die Polizei, dass die „älteste Mörderin Österreichs“ in ihrer Heimat Polen untergetaucht ist. Aber auch dort war sie unauffindbar (Quelle: „Süddeutsche Zeitung“ vom 21.11.2010).
 
Ein Tortenwurf und ein falscher Priester
Erzbischof André Léonard aus Brüssel machte sich bei einigen Leuten sehr unbeliebt, nachdem er umstrittene Aussagen zu Aids und zur Pädophilie von sich gegeben hatte. Anfang der 1980er-Jahre sagte er, dass Aids eine „Art von immanenter Gerechtigkeit“ für den Missbrauch der Liebe sei. Er plädierte auch für Milde bei der Verurteilung älterer Priester, die der Pädophilie beschuldigt wurden.
 
Da sieht man wieder einmal, welchen Unsinn so mancher Kleriker von sich gibt und dabei auch Täter zu schützen versucht (sie denken nicht an die Opfer). Ein Kritiker wollte den Erzbischof bestrafen. Während eines Gottesdiensts an Allerheiligen packte er eine Torte aus und bewarf damit den Erzbischof. Dieser reagierte mit Humor, indem er laut bemerkte, die Torte schmecke nicht schlecht. Er hätte sie jedoch nicht im Gesicht, sondern lieber auf einen Teller gesehen.
 
Léonards Sprecher trat kurz darauf zurück. Er hatte eine plausible Erklärung für seinen Rücktritt: Er könne, wie unter www.spiegel.de am 07.11.2010 zu lesen war, für dieses wandelnde Pulverfass nicht länger arbeiten.
 
Ein 84-jähriger Italiener legte eine derartige Unverfrorenheit an den Tag, dass man nur den Kopf schütteln kann. Er fungierte in der Region Venetien 20 Jahre als falscher Priester. Er nannte sich Bruder Tommaso und war als Urlaubsvertretung sehr beliebt. In dem kleinen Dorf Fane in der Nähe von Padua und in der Umgebung des Ortes war er immer von Anfang Mai bis zum Herbst aktiv. Er feierte das Abendmahl, nahm die Beichte ab, wurde von den Bewohnern beherbergt und verköstigt. Der Schwindel flog erst auf, als er erkrankte und ins Spital aufgenommen wurde. Der Bruder Tommaso hiess in Wirklichkeit Italo Gallieni, stammte aus Perugia und war Sozialhilfeempfänger. Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie man durch Unverfrorenheit seinen Lebensunterhalt verbessern könnte.
 
Queen beantragte Heizkostenzuschuss
Leider können wir alle nach den ständig steigenden Preisen keinen Heizkostenzuschuss vom Staat beantragen. Aber Queen Elizabeth II. kann das. Die Royals ärgerten sich vor einiger Zeit wegen der steigenden Heizkosten im Buckingham Palast und Windsor Castle. Schuld sind wohl die maroden Heizungsanlagen in den Palästen, die dringend erneuert werden müssen. Die königliche Verwaltung bat um staatliche Beihilfe aus einem Fonds für Krankenhäuser, Schulen und sozial Schwache. Als ich das las, musste ich kräftig lachen. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt. Aber nur, weil die Verantwortlichen ein negatives Medienecho befürchteten.
 
Die Online-Ausgabe des „Sterns“ vom 24.09.2010 (www.stern.de ) kommentierte dies so: „Reich geboren zu werden, ist nicht schwer, reich zu bleiben, dagegen sehr.“
 
Zur Unterhaltung der königlichen Paläste werden 15 Millionen Pfund bereitgestellt. Dieser Betrag reiche nun nicht mehr aus, um auch die auf über 1 Million Pfund angestiegenen Heizkosten abzudecken. Eine Idee von mir: Spendenaufruf für die „arme“ Queen. Man kann sie doch nicht frieren lassen.
 
Ein dummer Bankräuber
Es gibt auch unglaublich dumme Bankräuber. Eine Woche nach einem Banküberfall in Bayern konnte die Polizei den 19-jährigen Räuber in Hamburg festnehmen. In E-Mails an Zeitungen und Polizei brüstete sich der Bursche mit seiner Tat und zog über die angeblich dummen Fahnder her. In den E-Mails schrieb er, die Ermittler hätten falsche Schlüsse gezogen. Er sei nämlich kein Bayer, sondern ein Württemberger. Ausserdem sei er nicht zu Fuss, sondern mit dem Auto geflohen und habe sogar Absperrungen passiert. Er gab auch den Ermittlern einen Tipp, wo sich das Auto befindet: „Ach ja, das gesuchte Fahrzeug mit dem amtlichen Kennzeichen XX (…), roter Daimler 190er, 74 PS, Baujahr 1986, steht übrigens auf der obersten Etage des Parkhauses, welches sich direkt neben dem Hauptbahnhof Würzburg befindet (…).“
 
Dann bemerkte er noch, dass er mit dem Zug nach Hamburg gefahren sei und brachte zum Ausdruck, in einer so grossen Stadt würde er nie gefasst werden. Pech gehabt. Er wurde in einem Spielcasino auf der Reeperbahn festgenommen. Die Polizei kannte vorher schon die Identität des Burschen, so dass es dann ein Leichtes war, diesen aufzuspüren (Quellen: www.stern.de und www.spiegel.de vom 18.08.2010).
 
Eine Gewissensfrage
„Mein Sohn besucht einen evangelischen Kindergarten. Dort sind auch muslimische Kinder, die kein Schweinefleisch essen dürfen, was bisher individuell geregelt wurde. Nun hat die Kindergartenleitung beschlossen, dass es der Einfachheit halber generell kein Schweinefleisch mehr geben wird. Ich habe nichts dagegen, dass manche Kinder aus religiösen Gründen auf Schweinefleisch verzichten, aber warum soll dies auch für meinen Sohn gelten? Darf ich gegen diese Regelung protestieren?“ Dies schrieb Karl R. aus Berlin.
 
Dr. Dr. Rainer Erlinger bemerkte in einer Entgegnung im Magazin der „Süddeutschen Zeitung“, Heft 39/2010 (http://sz-magazin.sueddeutsche.de) am 01.10.2010, dass der Kindergarten auch einmal Kinder, die buddhistisch, hinduistisch oder im Jainismus erzogen worden sind, aufnehme. Dann würde konsequenterweise vegetarisch gekocht.
 
Der Kommentator betonte, die beste Lösung wäre, nur vegetarische Speisen im Kindergarten anzubieten. 5 vegetarische Mahlzeiten von insgesamt 21 Hauptspeisen pro Woche böten sogar gesundheitliche Vorteile für die Kinder und eine Abkehr von den grossen Fleischmengen. Meine Meinung: Den Vorschlag finde ich sehr gut. Man kann ja auch ohne Fleisch gute Speisen zubereiten.
 
Männer haben schwache Köpfe
Laut einer US-Studie wissen wir es: Männer haben schwache Köpfe. Die Forscher untersuchten mittels Gedächtnistests Menschen zwischen 70 und 89 Jahren. Und da kamen sie zu erstaunlichen Ergebnissen: Im Vergleich zu Frauen zeigten Männer eine geringere geistige Leistungsfähigkeit. 19 % der Männer hatten Gedächtnisprobleme oder Schwierigkeiten mit dem logischen Denken. Bei den Frauen waren nur 14 % davon betroffen. Dies erstaunt deshalb, weil Frauen häufiger an Alzheimer erkranken.
 
Nun wollen wir hoffen, dass wir Blogger weiterhin starke Köpfe behalten, um Sie immer mit interessanten geistigen Ergüssen zu versorgen. Notfalls können dann unsere Frauen die Arbeit übernehmen (Quelle: www.focus.de vom 07.09.2010).
 
Mit Gebet zum erfüllten Sex?
Wie in einer britischen Zeitung zu lesen war, brachte der katholische Verlag „Catholic Truth Society“ ein Gebetbuch heraus, das auch für Paare einen Text enthält, den sie beherzeigen sollen. Vor dem intimen Zusammensein sollte bitte ein Gebet gesprochen werden. Ziel war es, dass die Partner den Egoismus und Hedonismus ablegen und ihre „Absichten reinigen“. Unbekannt ist, ob es auch ein Gebet für „danach“ gibt  ... wenn die Absichten gereinigt sind (Quelle: „Süddeutsche Zeitung“, 02.09.2009).
 
Knappe Minis verboten
Der Stadtrat des süditalienischen Castellammare di Stabia stellte zusammen mit dem Bürgermeister Luigi Bobbio einen neuen Bussgeldkatalog zusammen. Wer zuviel Haut zeigt, soll künftig bezahlen. Die Presse überschlug sich mit Schlagzeilen. Die Folgende war nur eine der harmlosesten: „Bürgermeister verbietet Miniröcke!“. Ein Sprecher des Bürgermeisters verteidigte die Massnahmen so: „Unserem Bürgermeister ging es darum, Castellammare di Stabia wieder in den Kreis zivilisierter Städte zu bringen.“
 
Insgesamt geht es um 41 Regeln. Die Missachtung der Regeln wird zwischen 25 und 500 Euro geahndet. Strafen gibt es nicht nur für sexy Kleider, sondern auch für Flüche, das Trinken von Alkohol auf der Strasse nach 22 Uhr. Der Bürgermeister beschwichtigte die junge Damenwelt: Bestraft werden nur Trägerinnen von Miniröcken, bei denen man das Unterhöschen sieht (was passiert eigentlich, wenn die Trägerin ohne Unterwäsche herumläuft?). Später sagte der Boss der Gemeinde gegenüber der Presse noch die folgenden Worte: „Wir sind nicht Palma de Mallorca, wir wollen Touristen gewinnen, aber nicht den Anstand verlieren.“
 
Der Bürgermeister ist hocherfreut, da erstens Gelder in die klamme Gemeindekasse fliessen, und zweitens der Ort jetzt im positiven Sinne berühmt ist (früher war der Ort hauptsächlich wegen der Mafia bekannt). Die Touristinnen können kommen, aber nicht mit zu kurzen Miniröcken. Höchst willkommen sind solche Touristen, die nicht fluchen oder sonst irgendwie aus der Rolle fallen. Paradiesische Zustände? (Quelle: „Badische Zeitung“ vom 04.11.2010, Bericht des Korrespondenten Martin Zöller).
 
 
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