Textatelier
BLOG vom: 10.05.2007

Rotklee: Stampfbrot, gegen Beschwerden der Wechseljahre

Autor: Heinz Scholz, Schopfheim D
 
Als ich kürzlich mit einer Wandergruppe den Eisenweg bei Zeihen bei strömendem Regen durchschritt, bemerkte ich am Wegesrand und auch auf den Wiesen grosse Bestände des Rotklees oder Wiesenklees (Trifolium pratense L.). Die Inhaltsstoffe und die Verwendung der Pflanze, die zur Familie der Schmetterlingsblütler gehört, waren mir wohlbekannt, da ich schon einmal im „Kneipp-Journal“ (2006-09) über Pflanzen bei Wechseljahrbeschwerden geschrieben hatte.
 
Ich werde nicht nur über die medizinische Wirkung berichten, sondern auch über eine merkwürdige Sammelleidenschaft eines Kleeblatt-Sammlers und übers Brauchtum. Es lohnt sich immer, nach Anekdoten, Besonderheiten und Kuriositäten zu forschen.
 
Wie wirksam ist der Rotklee?
Nur 25 % der Japanerinnen leiden unter Wechseljahrsbeschwerden. Sie haben auch eine niedrige Brustkrebsrate. Man führt dies auf die besondere Ernährung zurück. Die Nahrung der Japaner enthält nämlich viele Soja-Produkte. Als man diese analysierte, stellte man einen hohen Gehalt an Isoflavonen fest. Diese Stoffe gehören zu den Phytoöstrogenen. Sie besitzen eine schwache Östrogenwirkung.
 
Phytoöstrogene kommen übrigens in Rotklee, Getreide, Hülsenfrüchten wie Bohnen, Linsen und Kichererbsen vor. Im Rotklee sind 4 wichtige Isoflavone anzutreffen. Es sind dies Formononetin, Biochanin A, Daidzein und Genistein.
 
Phytoöstrogenhaltige Pflanzen bieten sich als Alternative zur Hormonersatztherapie an. Da die Phytoöstrogene eine ähnliche Struktur wie das körpereigene Östrogen haben, benutzen sie im Organismus dieselben Andockstellen der Zellen. Sie können somit einem Östrogenmangel entgegenwirken. Diese pflanzlichen Stoffe haben grosse Vorteile gegenüber den synthetischen Hormonen: Sie führen zu einem milden, harmonischen Ausgleich und entfalten keine schädlichen Nebenwirkungen.
 
Laut einer Studie entwickelten 84 % der Teilnehmerinnen, die Rotklee einnahmen, deutlich weniger klimakterische Beschwerden. Weitere Studien bestätigten die gute Wirkung von Rotklee.
 
Fälle aus der Praxis
2 Fälle aus meinem Bekanntenkreis sollen die Wirkung von Rotklee demonstrieren.
 
Eine 53-jährige Frau nimmt zu Beginn der Wechseljahre regelmässig Rotklee-Dragees (2 Dragees mit je 40 mg Isoflavone) ein. Die anfänglichen leichten Wechseljahrsbeschwerden verschwinden. Sie fühlt sich wohl und ausgeglichen. Eine besondere und angenehme „Nebenwirkung“ hat sie bei ihrer Haut festgestellt. Die Haut ist an den Ellenbogen nicht mehr rau, sondern glatt. Auch die Gesichtshaut hat sich wesentlich gebessert.
 
Eine damals 60-jährige Frau litt jahrelang unter Hitzewallungen und Schweissausbrüchen. Vorher wurde bei ihr eine Hormonersatztherapie durchgeführt, die sie wegen der Nebenwirkungen abbrach. Sie besorgte sich aus der Apotheke getrocknete Rotkleeblüten. Daraus bereitete sie sich einen Tee, von dem sie täglich 2 bis 3 Tassen trank. Die Hitzewallungen verschwanden schon nach einigen Wochen der Teeeinnahme.
 
In der Volksmedizin genutzt
Der Tee aus Rotklee wurde übrigens schon lange in der Volksmedizin genutzt. Der Rotklee wirkt nämlich schleim- und hustenlösend, ist krampfwidrig und wundheilend. Er wurde gern gegeben bei Husten, Keuchhusten, Ausfluss (Fluor albus), ausbleibender Periode (Amenorrhoe). Äusserlich wurde der Tee bei Hautausschlägen und Ekzemen eingesetzt. Dabei wurde eine mit dem Tee getränkte Gaze morgens und abends kurz auf die zu behandelnde Stelle aufgelegt.
 
Teebereitung: 1 Teelöffel getrocknete Blüten in einer Tasse mit kochend heissem Wasser überbrühen, 5 Minuten ziehen lassen, abseihen. 3-mal täglich 1 Tasse Tee ungesüsst oder mit Honig gesüsst trinken.
 
Vorsicht: Rotkleezubereitungen sollten nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden. Die Inhaltsstoffe des Klees können nämlich vorzeitige Wehen oder das Versiegen der Muttermilch auslösen.
 
Futter – und Nahrungspflanze
Der Rotklee und auch der weisse Klee wird heute als eiweisshaltige Futterpflanze für das liebe Vieh verwendet. Vereinzelt wurde der Klee schon seit dem 11. Jahrhundert als Futterpflanze angebaut. Aber erst im 18. Jahrhundert hat sich der Klee als Futterpflanze überall durchgesetzt. Besondere Verdienste erwarb sich der „Kleeapostel“ Johann Christian Schubert (1734–1787), der die Einführung des Rotklees als Futterpflanze forcierte. Er wurde von Kaiser Josef II. (1741–1790) als „Edler von Kleefeld“ geadelt.
 
Wer nun glaubt, der Rotklee sei nur für das Vieh gut, irrt sich gewaltig. In Irland und Schottland wird ein Stampfbrot (Chambrock) aus getrockneten Rotkleeblüten hergestellt. Wer keinen Spinat will, der kann auf junge Rotkleeblätter ausweichen.
 
Aber wir hatten als Kinder noch eine ganz andere Verwendung. Wir saugten den süssen Nektar des Rotklees aus den Blütenröhren heraus. Die Pflanze wird deshalb Himmels- oder Zuckerbrot genannt.
 
Glücksbringer und Hexenerkenner
Schon als Kinder wurde uns immer erzählt, wer ein vierblättriges Kleeblatt finde, der werde Glück in vielen Dingen haben. Wir Kinder suchten bei unseren Ausflügen über Land und Flur immer nach diesen Blättern. Ab und zu fanden wir ein solches. Das brachten wir dann stolz nach Hause, trockneten und pressten es in einem dicken Buch. Noch vor kurzem entdeckte ich in einem Buch ein solches Blatt. Aber nicht nur das, auch ein Ginkgo-Blatt steckte zwischen den Blättern.
 
Es wurde aber auch behauptet, wer ein vierblättriges Kleeblatt mit sich trage, der würde Hexen, Zauberer und Feen erkennen.
 
Aber das dreiblättrige Kleeblatt hatte im Christentum auch eine Bedeutung. Das dreigeteilte Blatt war ein Sinnbild der Dreieinigkeit. Es wurden Grundrisse von Kirchen und Kirchenfenstern nach dem Kleeblatt gestaltet. In Irland ist sogar das Blatt das dem heilig gesprochenen Patrick geweihte Nationalzeichen.
 
Ein Schweizer Kleeblatt-Sammler
Ich habe mich immer schon gewundert, was die Menschen heute alles sammeln. Aber eine Sammelleidenschaft war mir nicht bekannt, und ich fand sie so aussergewöhnlich, dass ich sie in diesem Blog erwähne.
 
Der Schweizer Kleeblatt-Sammler Ramon Mayer sammelte 1027 verschiedene Kleeblätter. Darunter befanden sich 1 einblättriges, 5 zweiblättrige, 869 vierblättrige, 147 fünfblättrige, 4 sechsblättrige und 1 siebenblättriges.
 
Aber ein Amerikaner übertrumpfte den Schweizer (was sonst ja nicht der Fall ist). 1975 entdeckte ein Amerikaner ein zehnblättriges. Aber damit noch nicht genug: 2 Amerikaner fanden sogar ein vierzehnblättriges Kleeblatt. Wie in dem „STADA-Kalender 2007“ nachzulesen ist, wurden weltweit bisher nur 2 solcher Rekordkleeblätter entdeckt.
 
Es ist schon höchst verwunderlich, wenn Amerikaner solche Rekordkleeblätter entdecken. Waren diese Pflanzen genmanipuliert? Man könnte es vermuten.
 
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Hinweis auf ein Heilpflanzenbuch
Heinz Scholz und Frank Hiepe: „Arnika und Frauenwohl“, ISBN-Nummer: 3-933486-39-4
Format: 14,0 x 20,5 cm, 272 Seiten, 114 Farbabbildungen.
ISBN-Nummer: 3-933486-39-4Format: 14,0 x 20,5 cm, 272 Seiten, 114 Farbabbildungen.
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