Textatelier
BLOG vom: 08.03.2007

Mineralien-Schau: Wüstenglas, Kaktusquarz, Haifischzahn

Autor: Heinz Scholz, Schopfheim D
 
Als ehemaliger Fossilien- und Mineraliensammler interessieren mich immer wieder Mineralienausstellungen. Am 3. März 2007 bot sich die Gelegenheit, die Euromin (www.euromin.de), eine inzwischen bedeutende internationale Mineralienmesse in Lörrach D, zu besuchen. Ich wählte den Samstag kurz nach dem Mittagessen, in der Hoffnung, dass zu dieser Zeit weniger Besucher in die Halle strömen würden. Aber da hatte ich mich gründlich getäuscht. Die Parkplätze waren fast alle belegt, und in der Messehalle im Grütt war schon ein bedenkliches Gedränge. Es war manchmal schwierig, als Fotograf Abbildungen von den herrlichen und faszinierenden Mineralien, Versteinerungen und Edelsteinen der 140 Aussteller zu machen. Hier musste man Geduld mitbringen und so manchen neugierigen Besucher vorbeiziehen lassen.
 
Die Euromin, die 6. dieser Art in Lörrach, hatte nicht nur Mineralien und Versteinerungen zu bieten, sondern auch ein interessantes Rahmenprogramm. So konnten Kinder sich im Indoor-Goldwaschen versuchen, Steinmännchen anfertigen oder sich schminken lassen. An einem Mineralienbestimmungsstand mit internationalen Spezialisten konnte man sich über Mineralien informieren und Dünnschliffe unter dem Mikroskop beobachten.
 
3 gut besuchte Diavorträge informierten über Dinosaurierausgrabungen und über das „Edelsteinwasser als Trink- und Heilwasser“. Den 1. Vortrag hielt Christian Bracke, Teilnehmer an einer Dinosaurierausgrabung in Wyoming (USA). Den 2. Vortrag bestritt Joachim Goebel, ein international bekannter Edelsteinwasserforscher, Steinheilkunde-Dozent, Inhaber des Edelsteinfachhandels Crystall-Quelle in Freiburg i. Br. und Leiter der Freiburger Steinheilkunde Schule „Crystall-Balance“. Er berichtete über die Heilkraft der Edelsteinwässer. So soll das Sardonyx-Wasser gegen Tinnitus helfen, das Chrysopras-Wasser zur Entgiftung und Entschlackung dienen und das Smaragd-Wasser bei Entzündungen und das Aquamarin-Wasser bei Allergien zur Anwendung kommen. Es gibt inzwischen noch mehr solcher Heilwässer. Katja Preuss aus Lörrach informierte in einem weiteren Vortrag über das Thema „Heilen mit Steinen“. Sie widmete sich der Frage: „Was passiert, wenn ich welche Steine trage?“
 
Nun zu den persönlichen Erlebnissen und aufgefundenen Besonderheiten.
 
Kaktusquarz und Libysches Wüstenglas
Am Ausstellungsstand von Herrn König aus Hattingen D entdeckte ich 2 Besonderheiten: zum einen den Kaktusquarz, zum anderen das libysche Wüstenglas.
 
Der Kaktusquarz ist eine Amethyst-Art und wurde in Marble Hall, Pretoria (Südafrika), gefunden. Es ist weltweit die einzige Fundstelle. Kleine Kristalle konnte man schon für 6 Euro bekommen. Ein solches Mineral habe ich noch nie gesehen. In der Mitte der Stufe lugt ein grosser, schwach gefärbter Amethystkristall heraus. Im unteren, grösseren Teil sind viele kleine Kristalle angeordnet, die nur so funkeln.
 
Ein Bericht über dieses Mineral wurde in der „Mineralien Welt“ (Januar/Februar 2003) publiziert. Auch im Internet sind Abbildungen unter „Amethyst“ im Mineralienatlas zu sehen. Auch die übrigen beschriebenen Mineralien in diesem Blog kann man einsehen (siehe Internetadressen am Schluss).
 
Das Libysche Wüstenglas (LWG) ist ein Impakt-Glas, das durch einen Grossmeteoriten- oder Asteroiden-Einschlag im Sahara-Wüstensand-Boden entstanden ist. Das Alter der Sahara wird mit 28 bis 35 Millionen Jahren angegeben. Herr König verkaufte das Glas für 1 Euro pro Gramm.
 
Der Name LWG ist irreführend, da das Fundgebiet in einem Teilgebiet der Sahara liegt, das zu Ägypten gehört. Das Fundgebiet ist etwa 50×80 km gross und mit bis zu 150 m hohen Sanddünen bedeckt.
 
Das LWG kann hellgelb, honiggelb, grüngelb, milchigweiss oder schwarzgrau gefärbt sein. Es wurden Stücke bis 25 kg aufgefunden. An der Oberfläche sind die Stücke durch den Wüstensand glatt poliert und der Teil, der im Boden steckt, ist zerklüftet und matt. Für 6 Euro kaufte ich mir ein Exemplar dieses Glases. Ein Bericht über dieses Glas wurde in der Zeitschrift „Geo“ (2000-10) publiziert.
 
Wenn der Hai zubeisst…
Im Sealife in Konstanz konnte ich anlässlich eines Betriebsausfluges vor einigen Jahren die sehr spitzen Haifischzähne und diverse Gebisse voller Ehrfurcht betrachten. Wenn der Hai zubeisst, dachte ich mir damals, dann bleibt nichts mehr heil. Auf der Euromin gab es auch Haifischzähne (www.haizahn.de und www.fossilien.de), aber nicht von aktuellen Arten, sondern von solchen aus vergangner Zeit. Ich kaufte mir einen Zahn aus Marokko. Er ist etwa 50 bis 55 Millionen Jahre alt und wird der Art Otodus obliquus zugeordnet. Der Hai schwamm bereits in den Kreidemeeren und kam bis ins Eozän vor. Die labiale Seite der Zähne ist flach, und die linguale Seite ist massiv. Mein Exemplar misst 3 cm, während die beiden Seitenzähne 0,5 cm lang sind. Wie ich mir sagen liess, gibt es fossile Zähne bis 10 cm Länge.
 
Mammutzähne und Bisonschädel
An einem Verkaufsstand wurden Mammutbackenzähne aus der Oberrheinischen Tiefebene für einen Preis von 30 bis 150 Euro angeboten. Ein Teil des Stosszahns war für 130 Euro zu bekommen. Dann gab es noch Bisonknochen, Bisonschädel, Riesenhirschknochen, Nashornknochen. Der Verkäufer aus Oppenau D hatte die Stücke im Laufe seiner 50-jährigen Sammelleidenschaft aufgespürt. Er präsentierte auch schöne Werkzeuge aus der Steinzeit und diverse Gefässe aus der Römerzeit. Diese stammten aus alten Sammlungen, wie er betonte, und die dürfen ganz legal verkauft werden.
 
Aussergewöhnliche Fossilien erfreuten jeden Sammler. So erblickte ich 170 Millionen Jahre alte Ammoniten, 150 Millionen Jahre alte Krebse und eine Vielzahl von Trilobiten, Belemniten, Fischen und versteinerte Heuschrecken. Einige Fossile stammten aus der berühmten Grube Messel bei Darmstadt. So wurden versteinerte Barsche mit 195 bis 290 Euro und die Schildkröte mit 1490 Euro gehandelt. Ein stolzer Preis für ein seltenes Exemplar.
 
An einem Verkaufsstand entdeckte ich ein Schild mit der Aufschrift „Nur mit den Augen berühren und nicht mit den Fingern!“ Wohl deshalb, weil es immer wieder Zeitgenossen gibt, die alles angrabschen müssen. Manchmal juckt auch mich die Hand, um etwas anzufassen. Aber ich nehme mich in Acht.
 
Versteinertes Holz aus Arizona
Alexander und Birgit Müller aus D-78661 Dietingen/Rottweil (www.kristallkeller.de) zeigten herrliche Rauchquarz-Stufen aus Brasilien. Diese Händler hatten eine Besonderheit zu bieten: Scheiben von 220 Millionen Jahre altem versteinertem Holz aus Arizona. Wer eine solche attraktive Scheibe kaufen möchte, muss eine ganze Menge Geld hinblättern. Ein grosses Objekt mit einem Durchmesser von vielleicht 40 bis 50 cm kostete 3500 Euro. Wie ich von Alexander Müller in Erfahrung brachte, fährt er des Öfteren nach Arizona und kauft einen ganzen versteinerten Baumstamm. Zu Hause wird dieser in 0,5 bis 2,5 cm dicke Scheiben geschnitten, einseitig geschliffen und poliert.
 
Versteinertes Holz gibt es übrigens an vielen Fundstellen überall auf der Erde. Besonders schöne Exemplare findet man in den USA. Die versteinerten Hölzer, die es in vielen Farbvariationen gibt, sind durch Verkieselungsprozesse entstanden. Nach der Überdeckung der Hölzer durch Sedimentschichten wurde sämtliches organisches Material durch Kieselsäure-Gel ausgefüllt. Das Kieselgel wandelte sich im Lauf der Zeit über opalartige Aggregationszustände in Quarz (Chalcedon) um. Es gibt aber auch eine ganze Reihe anderer Prozesse, die versteinertes Holz entstehen lassen. Bei dem erwähnten grossen Exemplar auf der Euromin waren sogar einzelne Jahresringe zu sehen.
 
Rubin-Fuchsit und andere Heilsteine
Eine Menge Heilsteine wurden dem Besucher ans Herz gelegt. Ich erstand einen Rubin-Fuchsit am Ausstellungsstand von Gabriele Wilke aus D-64859 Eppertshausen, nicht weil ich irgendetwas heilen möchte, sondern aus ästhetischen Gründen. Der in Form eines Pistills geschliffene Stein gefiel mir besonders gut.
 
Der Stein soll bei Nervosität und Schüchternheit helfen. Der Besitzer tritt dann selbstsicher auf. Körperlich wirkt er entzündungshemmend und schmerzlindernd. Er erhöht die Widerstandskraft der Haut und des gesamten Organismus. Er schützt und stärkt das Herz (nach Kühni und Holst). Nach anderen Informationen (www.yatego.com und www.mystic-earth.de) soll der Schutzstein „vor bösen Wünschen neidischer Menschen, vor Intrigen im Alltag und vor wirtschaftlichen Nachteilen“ schützen.
 
Am selben Stand waren wunderschöne Cavansit-Stufen aus Poona (Indien) zu sehen. Die tiefblauen Kristalle auf Heulandit faszinierten wohl jedermann, da solche Mineralien kaum zu sehen sind. Schöne Stufen waren für 250 bis 300 Euro zu bekommen. Cavansit (ein Kalzium-Vanadium-Silikat) findet sich in Hohlräumen vulkanischer Gesteine, wie beispielsweise in Basaltschloten.
 
Sensationeller Erfolg
„Die Besucherzahl lag ziemlich genau bei 7000. War am Samstag noch ein Besucherrekord abzusehen, zerschlug sich diese Hoffnung am Sonntag – das Wetter war einfach viel zu schön. Man sollte dabei aber nicht vergessen, dass trotzdem zirka 4000 Besucher lieber in einer Halle beim ‚Steinekucken’ waren als draussen an der frischen Luft. Aus unserer Sicht war dies ein sensationeller Erfolg“, dies teilte mir Wolfgang Wendel in einer E-Mail mit. Das Ehepaar Wendel organisierte nämlich die Euromin. Er schrieb mir auch, dass die Organisation einer qualitativ hochwertigen Mineralienmesse mit viel Arbeit verbunden ist. Es gab „wochenlange Arbeit bis tief in die Nacht“.
 
Karin und Wolfgang Wendel (er sammelt seit 1970 Mineralien) konnten durch ihren unermüdlichen Einsatz sensationelle Aussteller gewinnen. So wurden in Ausstellungen Opale und Bleimineralien gezeigt, die man ohne zu übertreiben als phänomenal bezeichnen kann.
 
Das Ehepaar ist mit einer grossen Portion Idealismus ausgestattet. Dies ist heutzutage notwendig, um solch eine Ausstellung auf die Beine zu stellen. Besucher und Aussteller waren sehr zufrieden. Mathias Och aus Lörrachs Partnerstadt Meerane lobte die Euromin in den höchsten Tönen und betonte, dass diese besser organisiert sei als die grosse Mineralienausstellung in München.
 
Dies kann ich bestätigen. Ich belauschte nämlich unfreiwillig an einem Stand ein Gespräch zwischen 3 Ausstellern. Alle äusserten ihre Unzufriedenheit über andere Mineralienausstellungen. Sie hätten dort weniger verkauft. Sie fanden die Atmosphäre in Lörrach als sehr positiv und die Ausstellung auch besser organisiert. Dieses Lob wird den Organisatoren besonders gut tun.
 
Internet
 
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