Textatelier
BLOG vom: 04.09.2005

Das Sprachkopieren als geistige Unterwerfung unter die USA

Autorin: Lislott Pfaff

„Korruption des Denkens...“ titelt die „Deutsche Sprachwelt“ in ihrer Ausgabe 20 von diesem Sommer 2005 einen Auszug aus einem neuen Buch von Oskar Lafontaine und fährt fort: „Mit der Sprache wird die Ideologie des angelsächsischen Neoliberalismus übernommen.“

In der Tat, die „Schleierwörter“, die in der deutschen (und zum Teil auch in der schweizerischen) Politik gebraucht werden, verschleiern ganz offensichtlich eine Politik der Macht: „Agenda 2010, Ich-AG, Kopfpauschale, Ein-Euro-Job, Job-Floater, Schonvermögen, Bundesagentur für Arbeit, Governance Codex, Shareholder Value sind Wörter der Neusprache“, schreibt Lafontaine in seinem Buch „Politik für Alle“.

 

Aber diese Neusprache des Neoliberalismus sei nicht wirklich neu, denn sie beruhe auf dem „eingeschliffenen Kategorieapparat einer Gesellschaft, in der die Interessen der Wohlhabenden die Interessen der sozial Schwachen in brutaler Weise zurückdrängen.“ So bedeute „Wir wollen Deutschland fit machen für die Zukunft“ in Tat und Wahrheit: „Wir wollen soziale Leistungen kürzen." Oder man spreche in diesem Zusammenhang schlichtweg von „Modernisierung“.

Weiter schreibt Lafontaine in seinem Buch, Martin Heidegger habe die Sprache „das Haus des Seins“ genannt, und Albert Camus sagte zu diesem Thema: „Mit falscher Benennung der Dinge wird das Unglück der Welt vergrössert.“

Mit Recht weist Lafontaine ferner darauf hin, dass englische Wörter ein Zeichen der geistigen Unterwerfung unter die USA sind: „Vor allem die vielen Anglizismen auf dem ökonomischen Sektor sind ein Zeichen der Hegemonie des amerikanischen Wirtschaftsdenkens. Als ‚Einheitsdenken’ würden die Franzosen diese Entwicklung bezeichnen. Mit der Sprache übernähmen die Manager die Begriffe, die Logik und damit die Ideologie des angelsächsischen Neoliberalismus. Ein zynischer Manager habe einmal gesagt: ,Der Mensch ist kein Mitmensch mehr, sondern eine Kostenstelle mit zwei Ohren.'“

Wer Ohren hat, zu hören, der höre ...

Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Auf Pilzpirsch: Essbare von giftigen Pilzen erkennen
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse
Hermann-Löns-Grab im Wacholderhain
Lüneburger Heide: Salzsau und Heidschnucken
Kutschenmuseum in Wiechs ist ein Schmuckstück
Canna verleihen einen Hauch karibisches Flair
Artenreiche Streuobstwiesen stark gefährdet
Liebe zu den Kräutern in die Wiege gelegt
Eine Hütte mit Fleischsuppe im Namen
Rätsel um die Russenbänke in Präg gelöst