Textatelier
BLOG vom: 25.08.2005

Der mit Bush radelte: Der Mythos Armstrong ist im Eimer

„Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche
 mit dem Angenehmen so innig verbunden wie beim Fahrrad.“
Adam Opel (1837−95)
 
Autor: Walter Hess
 
Zwischen 1999 und 2005 haben naivgläubige Medien jeweils ganze Tour-de-France-Monate lang den Mythos Lance Armstrong nach Leibeskräften aufgeblasen. Da zeigte ein wahrer Wundermann – ein Amerikaner! – der staunenden Welt, dass alles, aber auch gar alles möglich ist: Da besiegt einer die Krebserkrankung und gewinnt anschliessend eines der härtesten Radrennen in Serie. Und er fährt mit den grossartigsten Menschen dieser Erde, George W. Bush, zusammen Velo, auch wenn dieser immer wieder einmal auf die Nase fällt – beim Velofahren und bei seiner Kriegspolitik.
 
Der Sport hat in den Medien ein ungeheures Ansehen; die Bedeutung dieses intensiv betriebenen Geschäfts wird komplett überzeichnet; mit Gesundheit hat der Spitzen- bzw. Spritzensport schon gar nichts mehr zu tun. Und dieser verhätschelte, einträgliche Zeitvertreib lebt von seinen Stars und einem billigen, übersteigerten Nationalismus (hier ausnahmsweise erlaubt) sowie vom Doping. Ohne Aufputschmittel käme der Mensch irgendwo an seine Leistungsgrenzen, und dies täte der Sportbegeisterung Abbruch. Es müssen immer neue Rekorde auf den Tisch. Die Medien brauchen und züchten Stars, und dann brechen ihre Hochzuchten gelegentlich wieder zusammen, wenn der Schwindel nicht länger unter dem Deckel beziehungsweise im Reagenzglas gehalten werden kann. Inzwischen werden neue Helden aufgebaut, und die Fans brauchen ihren Dauerjubel nicht zu unterbrechen.
 
Dem Superman Lance Armstrong habe ich nicht einmal die Krebserkrankung geglaubt – das ist meine persönliche Sache. Für meinen Unglauben (auch in Bezug aufs angeblich zweifelsfrei in Urinproben, Jahrgang 1999, nachgewiesene Dopingmittel Epo) habe ich keine Beweise, nur Verdachte. Denn auch die Medizin braucht ihre Stars – solche in Weiss einerseits und bekannte Namen anderseits, die dem Spital geheilt entschweben. Bei Armstrong soll dieses Wunder eingetroffen sein. Was ich allerdings aus dem gewöhnlichen Volk an wunderbaren Krebsbehandlungen erfahre, ist schon eher auf traurige Art spektakulär. Und es passt zu diesem kommerziellen System, dass gelegentlich ein Krebs behandelt und geheilt wird, der keiner war. Arzt- und Advokatengattinnen haben signifikant weniger Gebärmutterentfernungen als gewöhnliche Frauen, was gewisse Anhaltspunkte geben und meine Skepsis begründen mag.
 
Vielleicht hat man Armstrong tatsächlich gegen einen angeblichen Krebs behandelt, damit man in seinem Organismus neue Dopingmittel unterbringen konnte. Das ist reine Spekulation. Innerhalb eines Medikamentencocktails sind Stimulanzien vermutlich besser zu tarnen. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass ein ehemaliger Krebspatient nach der Behandlung mit deren enormen Nebenwirkungen und der Heilung der gesamten Weltelite pedalend davonfährt und immun gegen Wind, Wetter und Müdigkeit ist, über Jahre hinweg. Ich habe sonst noch nie gehört, dass nach einer Krebsbehandlung besonders grossartige Leistungen erzielt worden wären.
 
Aber das alles wurde geglaubt, weltweit, für bare Münze genommen. Und jetzt hat man aus 6 gut gelagerten, tiefgefrorenen Urinproben aus dem Jahr 1999 endlich erfahren, dass Armstrong schon damals gedopt war. Jetzt werden die Untersuchungsergebnisse bestritten. Und glaubt einer, dass der Saubermann wenigstens ab 2000 sauber war? Warum hat man übrigens nicht schon früher untersucht? Da geht verschiedenes nicht auf.
 
Die hereingefallenen, in den Sportbetrieb eingebundenen Medien reden um den brodelnden Brei herum, federn den Einsturz des Armstrong-Denkmals ab – ganz genau bewiesen sei noch nichts. Weil Beweise nicht anerkannt werden. Im Zweifel für den Angeklagten. Schliesslich ist er Amerikaner. Amerikaner dürfen grundsätzlich weder untersucht noch bestraft werden. Auch die US-Soldaten unterstehen nicht der internationalen Strafjustiz. Unter solchen Voraussetzungen wird der grosse Armstrong wahrscheinlich reingewaschen werden und straffrei ausgehen. Der Internationale Gerichtshof (Haager Gerichtshof) wird von den USA nicht anerkannt, und die Schaffung eines Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) wird von drüben präventiv bekämpft. Amerikaner haben einen Freipass. Sie sind die Grössten. Vor allem sind unter ihnen die grössten Schwindler, wie etwa der ebenfalls radfahrende Bush, der Kriege auf Lügen aufbauen lässt.
 
Vielleicht schliessen sich in Zukunft einige Gleichgesinnte zu einer Velogruppe zusammen: Bush, Armstrong, Rumsfeld, Condoleezza Rice, Tony Blair, Dick Cheney und wie sie alle heissen mögen. Unser Adolf Ogi, Uno-Sportminister, wird sie ehrenamtlich psychologisch aufbauen und betreuen. Positiv denken!
 
Und die Welt wird endlich, endlich gerettet sein. Durch den Sport.

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