Es duftet nach Bärlauch – Vorsicht vor Verwechslungen
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
In den Wäldern der Schweiz, in Deutschland und in vielen anderen europäischen Ländern, schattigen Auen und auch in Gärten duftet es im März und April verführerisch nach Bärlauch (Allium sativum). Immer mehr Menschen sind ganz verrückt nach dem gesunden „Wildknoblauch“. Die Liebhaber der nach Knoblauch duftenden Pflanze sammeln die Blätter selbst, zaubern leckere Gerichte oder lassen sich in Wirtschaften von Bärlauch-Gerichten verwöhnen.
Schopfheimer Bärlauchstrasse
   Unvergesslich ist eine Aktion des Wirtevereins  Schopfheim vom März 2008. Der Verein hatte sich damals etwas Besonderes  einfallen lassen: 16 Restaurants, 4 Bäckereien und 4 Metzgereien boten an der  „Schopfheimer Bärlauchstrasse“ alle möglichen Kreationen zum Thema Bärlauch an.  Die Bärlauchfreunde konnten sich in dieser Zeit mit kulinarischen Angeboten  regelrecht satt essen. 
   Hans Glöggler vom Wirteverein Schopfheim und Besitzer  des „Restaurants Glöggler“ und Autor der Schrift „Bärlauch – Medizin und  Essgenuss“ wies darauf hin, dass auf dem Wochenmarkt Schopfheim demnächst  Bärlauchsuppe und Bärlauchwürste angeboten werden.
Bärlauch ist gesund
   Der Bärlauch wurde lange Zeit vernachlässigt. So  findet man in älteren Kräuterbüchern keine oder nur vereinzelt Hinweise auf  Anwendungen. Heute aber ist es so, dass der Bärlauch dem Basilikum in Sachen  Beliebtheit den Rang abgelaufen hat. Der Bärlauch eignet sich als Salat oder  Suppe sehr gut für eine blutreinigende Frühjahrskur. Laut Apotheker und  BZ-Autor („Vorsicht Pflanze“) Frank Hiepe wird Bärlauch (frische Pflanze, Pflanzensaft, Kapseln) zur Vorbeugung von  Arteriosklerose und Bluthochdruck und bei Magen- und Darmstörungen gebraucht. 
   Bärlauch enthält bis zu 89 % Wasser, Kohlenhydrate,  Ballaststoffe, viel Kalium, Vitamin C (115 mg/100 g) und Schwefelverbindungen  wie im Knoblauch. Die Flavonoide in der Pflanze wirken antibakteriell und  antiviral. Der hohe Chlorophyllanteil sorgt beim Verzehr für geringeren  Knoblauchgeruch.

  
Ernte von Bärlauchblättern
   In Naturschutzgebieten ist das Sammeln der  Bärlauchblätter verboten. Ausserhalb von Naturschutzgebieten ist das Sammeln  für den Eigenbedarf erlaubt. Für grössere Mengen in natürlichen Beständen muss  die Genehmigung der zuständigen Behörde (z. B. Forstamt) eingeholt werden.  Sammler sollen die Blätter vorsichtig abschneiden und die  Zwiebelchen im Boden belassen. Liebhaber von  Bärlauch können im Garten Bärlauch problemlos anbauen.

  
Gefährliche Verwechslung
   Aufgepasst beim Sammeln! Unkundige verwechseln zuweilen  die Blätter des Bärlauchs mit den Blättern der hochgiftigen Herbstzeitlose. Die  Gefahr besteht deshalb, weil die Blätter der Herbstzeitlose manchmal zusammen  mit den Bärlauchblättern im Frühjahr herauswachsen. Verwechslungen kommen auch  mit dem giftigen Maiglöckchen vor. Frank Hiepe wies darauf hin, dass das  Maiglöckchen oft in unmittelbarer Nähe des Bärlauchs wächst. 
Wie das Schweizerische Toxikologische  Informationszentrum (Tox) berichtet, gibt es pro Jahr in der Schweiz 15 Unfälle  mit Herbstzeitlosen. Laut Tox-Direktor Hugo  Kupferschmidt gab es sowohl echte, als auch mutmassliche Vergiftungen.  Innert 48 Jahren wurden in der Schweiz 4 tödliche Vergiftungen und ein Dutzend  mittelschwere bis schwere Fälle gemeldet. 
   In der Herbstzeitlose ist das hochgiftige Zellgift  Colchicin vorhanden. Für den Menschen reichen weniger als 1 Milligramm pro  Kilogramm Körpergewicht aus, um eine lebensgefährliche Vergiftung  herbeizuführen.
   Geringe Mengen von Colchicin in Tablettenform (o,5 und  0,6 mg/Tablette) kommen bei Gicht zur Anwendung.
Auch in Deutschland gab es etliche Vergiftungen. Frank  Hiepe erwähnte anlässlich eines Interviews im Südwestfunk einen  Vergiftungsfall. 
   Eine Frau sammelte eine Portion Bärlauchblätter, die  einige Blätter der Herbstzeitlose enthielt. Sie kochte damit ihrem Gatten ein  feines Süppchen. Der Mann überlebte dieses Mahl nicht.
   „Ehepaar kannte Bärlauch nicht: tot“, titelte die  „Badische Zeitung“ am 23.04.2004 von einem Fall einer Verwechslung. Das ältere  Paar wurde tot in einer Wohnung in Reutlingen D aufgefunden. Im Kühlschrank  entdeckten die Ermittler noch Reste von Herbstzeitlosenblättern, und sie  vermuteten, dass der Mann die Blätter gesammelt und sie wegen seiner  eingeschränkten Sehleistung verwechselt hatte.

  
Unterscheidungsmerkmale
   Bärlauch: Blätter  sind elliptisch, haben einen Stil, duften nach Knoblauch. Zwei Blätter pro  Pflanze wachsen einzeln aus dem Boden; weiße Blüten.
Herbstzeitlose: Blätter sind lanzettlich, ungestielt, geruchlos. 3 bis 4 fleischige Blätter pro Stängel, sie umfassen diesen tulpenartig. Violette Blüten erscheinen erst im Herbst.
Maiglöckchen: Blätter sind elliptisch, geruchlos. 2 bis 3 Blätter umfassen den Stängel, ähnlich der Herbstzeitlose; mehrere kleine, weiße Blüten hängen vom Blütenstil.
Wichtig ist, dass der Sammler richtig sieht. In der  Vergangenheit kamen gerade bei älteren Personen Verwechslungen und Vergiftungen  vor.
   Vergiftungssymptome sind Brennen im Mund, Übelkeit,  Erbrechen und schwerer Durchfall. Sofort den Arzt oder eine  Vergiftungs-Informations-Zentrale in Freiburg (D) informieren. In der Schweiz  kann man unter der Telefonnummer 145 Vergiftungen melden (Tox Info). Die  Auskünfte sind unentgeltlich.
Hinweis: In einem gesonderten Blog folgen die Rezepte mit Bärlauch.
Internet
   www.restaurant-gloeggler.de 
   www.badische-zeitung.de 
   www.srf.ch 
   www.toxinfo.ch 
   https://www.uniklinik-freiburg.de/giftberatung.html 
   https://www.wsl.ch (Karte  der Verbreitungsgebiete in der Schweiz)
   www.hortipendium.de/Bärlauchbestände
Literatur
   Glöggler, Hans: „Bärlauch  – Medizin und Essgenuss“, Eigenverlag Schopfheim 2008.
   Hiepe, Frank: „In  den Wäldern und Auen duftet es jetzt wieder nach Bärlauch“ („Achtung  Pflanze“, www.badische-zeitung.de).
   „Gefährliche Verwechslung:  Maiglöckchen statt Bärlauch“
   (www.srf.ch) 
   Scholz, Heinz; Hiepe, Frank: „Arnika und Frauenwohl“, Ipa-Verlag, Vaihingen 2013.
Weitere Blogs über Bärlauch
   20.03.2008:  Bärlauch frisch vom Wald in die frühlingshafte Haute  Cuisine 
   05.05.2005:  Reaktionen auf Blogs (8): Bärlauchsüppchen bis  CD-Players 
   20.04.2005:  Bärlauch-Genuss statt via Herbstzeitlose ins Gras  beissen 
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